Page 18 - KBD
P. 18
SPECIAL EINRICHTUNGEN FÜR KINDER
Modulbauweise
Funktionale und
dennoch familiäre Architektur
Die drei zweigeschossigen, barrierefrei gestalteten Wohnriegel sind über Laubengänge erschlossen. Damit konnte in den Gebäuden
Verkehrsfläche eingespart und wertvolle Wohnfläche gewonnen werden.
Dass Architektur ein Unterstützer auf
dem manchmal steinigen Weg in das
Erwachsenenleben sein kann, be-
weist ein Gebäudeensemble in Tan-
germünde, das Alho im Auftrag des
DRK-Kreisverbands Östliche Altmark
realisiert hat. Der familiäre Charakter
der Jugendhäuser „Anne Frank“ bie-
tet Mädchen und Jungen mit emotio-
nalen und sozialen Entwicklungsbe-
darfen einen sicheren Rahmen, um
gesund aufzuwachsen. Entworfen
wurden die drei farbenfrohen Wohn-
riegel und das dazugehörende Ver-
waltungsgebäude vom Bauplanungs-
büro Hackel & Preß aus Havelberg. Al-
ho passte die Planung der flexiblen
und schnellen Modulbauweise an und
baute das Ensemble in einer Baure-
kordzeit von nur fünf Montagetagen
vor Ort auf. „So rasant hat das DRK
noch nie gebaut“, freut sich der Bau- Das DRK wollte in Tangermünde weder eine Masseneinrichtung noch ein heimähnli-
herr. ches Unterkunftsgebäude, sondern kleine, individuelle Wohn- und Therapieeinheiten.
Kinder sind ganz und gar „Familienmen- Schleinig, Einrichtungsleiterin der DRK eine familiäre Wohnatmosphäre aus und
schen“. Das klingt zunächst einmal sehr Kinder- und Jugendhäuser Anne Frank, bieten Erziehern und Mitarbeitern des
positiv, bedeutet aber auch, dass sie im die mit ihrem Team vorbereitend das in- DRK ein modernes und praxisorientiertes
Guten wie im Schlechten vollständig auf novative Nutzungskonzept der Einrich- Arbeitsumfeld. So können wir zukunfts-
ihre Eltern angewiesen sind. Können diese tung in Abstimmung mit dem Landesju- weisend und nachhaltig im Sinne der Kin-
ihrer Betreuungs- und Erziehungspflicht gendamt erarbeitete, sagt dazu: „Unsere der und Jugendlichen wirken.“
nicht oder nur unzureichend nachkom- pädagogische Zielsetzung ist, dass die Kin-
men, haben die Kinder schlechte Voraus- der und Jugendlichen an einem familien- Bevor die neue Gebäudegruppe auf einem
setzungen, in ein glückliches und erfolg- ähnlichen Leben teilnehmen. Durch per- eigens dafür gekauften Grundstück an der
reiches Leben zu starten. Der DRK hat es sonelle Kontinuität erfahren sie Zuverläs- Heerener Straße bezogen werden konnte,
sich zur Aufgabe gemacht, Kinder und Ju- sigkeit und emotionale Stabilität. Sie ler- waren die insgesamt 48 Kinder und Ju-
gendliche in dieser Situation zu unterstüt- nen von und miteinander und erlangen so gendliche in vier Häusern an unterschied-
zen. Das gelingt jedoch oft nur, wenn sie immer mehr Eigenständigkeit und Selbst- lichen Standorten untergebracht, was die
aus ihren Ursprungsfamilien genommen bewusstsein, um für ihr späteres Leben fit Verwirklichung eines einheitlichen päda-
und von pädagogisch geschulten Perso- zu werden. Unsere neuen Jugendhäuser gogischen Konzepts deutlich erschwerte.
nen außerhalb betreut werden. Birgit zeichnen sich in sehr hohem Maß durch Darum war die Realisierung einer zentra-
18 KBD 7–8/2017