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SCHWERPUNKT: ÖFFENTLICHE EINRICHTUNGEN
Nachhaltiger Holz-Schulbau
Pädagogisch wirksame Architektur
Mit ihren grauen Holzfassaden und leicht geneigten Satteldächern wirken
die vier Baukörper des Schmuttertal-Gymnasiums wie übergroße Scheunen.
Das Schmuttertal-Gymnasium im 8 darf hinaus Energie. Und das alles mit waltung und Bibliothek. Raum und Struk-
Kilometer westlich von Augsburg ge- höchster Gestaltungsqualität. tur bilden eine Einheit, das sichtbare Holz-
legenen Diedorf ist eine Schule mit tragwerk prägt die Innenräume. Zur opti-
Modellcharakter, ein bundesweit ein- In einem Landschaftsschutzgebiet, direkt malen Tageslichtnutzung wird Licht über
maliges Leuchtturmprojekt. Rund am Flusslauf der Schmutter, fügen sich die shedartige Dachfenster und Lichthöfe in
1000 Schüler lernen hier nach innova- scheunenartigen Baukörper mit ihren hell- die vergleichsweise tiefen Baukörper ge-
tiven Konzepten in einem gesunden, grauen Holzfassaden und leicht geneigten leitet, transparente Zwischenwände und
sinnfälligen Umfeld. Satteldächern harmonisch in die Topogra- Tageslichtsysteme unterstützen die Licht-
fie. Die landschaftsverträgliche Einbin- verteilung.
In nur zweijähriger Bauzeit entstand im dung des großen Bauvolumens war eine
Rahmen eines Forschungsvorhabens der spannende Herausforderung für die in ei- Das von der Schulfamilie mitentwickelte
Deutschen Bundesstiftung Umwelt ein ner Arbeitsgemeinschaft wirkenden Ar- pädagogische Konzept sieht vor, dass je-
Plusenergie Holz-Schulbau, der baulich chitekten Hermann Kaufmann und Florian weils fünf Klassen ein Cluster bilden und
und pädagogisch neue Wege geht und in Nagler. „Ursprünglich wollten wir das sich vier traditionelle Klassenzimmer so-
vielerlei Hinsicht vorbildlich ist: Offene Raumprogramm auf sechs Gebäude ver- wie einen gemeinsam genutzten soge-
Lernlandschaften mit vielfältig nutzbaren teilen“, so Architekt Florian Nagler. „Doch nannten „Marktplatz“ teilen. Diese offe-
Räumen ermöglichen individuelles Lernen Überlegungen der Wirtschaftlichkeit und nen Bereiche sind „Ermöglichungsräu-
und Lehren, und dank modularer Holz- Energieeffizienz führten uns schließlich zu me“, die mit frei zugänglichen Lernmate-
bauweise kann die Schulfamilie auch in der jetzigen Anlage.“ Das Ensemble be- rialien und PC-Arbeitsplätzen ausgestat-
Zukunft flexibel auf pädagogische Ent- steht aus vier einander ähnlichen, kom- tet sind und von Schülern und Lehrern frei
wicklungen reagieren. Die Architektur pakten Gebäuden, die sich um einen genutzt werden können, um alternative
wird aber nicht nur neuesten pädagogi- rechteckigen Hof gruppieren – zwei drei- Unterrichtsformen, Teamwork und selbst-
schen, sondern auch strengsten bauöko- geschossige Unterrichtstrakte, eine Drei- verantwortliche Methoden des Lernens zu
logischen Ansprüchen gerecht und pro- fachsporthalle und ein zweigeschossiges erproben. Pro Obergeschoss gibt es zwei
duziert außerdem über den eigenen Be- Eingangsgebäude mit Aula, Mensa, Ver- dieser Cluster, die von einem ringförmi-
gen Flur und zwei Treppenhäusern an den
jeweiligen Gebäudeenden erschlossen
In den belichteten Bereichen der Erdgeschosse sind die Fachklassenräume, werden. Raumhaltige Wände mit ver-
in den lichtlosen Kernzonen die Lagerräume und WCs untergebracht. schiedenen Funktionen wie Stauraum,
Trinkbrunnen oder Haustechnik trennen
sie vom Zentrum ab. In den belichteten
Bereichen der Erdgeschosse sind die Fach-
räume für Naturwissenschaften, Kunst
und Musik untergebracht. Auch hier gibt
es gemeinsame Marktplätze, die fächer-
übergreifend genutzt werden können.
Die klassische Trennung der Schauobjekt-
Sammlung nach Fachgebieten wurde auf-
gegeben, die Exponate präsentieren sich
in einer Gesamtschau, in der sich die Über-
schneidung von Themengebieten besser
darstellen lässt. Eine integrative Freiraum-
planung mit differenziert gestalteten, teil-
14 KBD 11/2017