Page 14 - kommunalklick24
P. 14

SCHWERPUNKT: ÖFFENTLICHE EINRICHTUNGEN


        Nachhaltiger Holz-Schulbau
        Pädagogisch wirksame Architektur
















                                              Mit ihren grauen Holzfassaden und leicht geneigten Satteldächern wirken
                                              die vier Baukörper des Schmuttertal-Gymnasiums wie übergroße Scheunen.



        Das  Schmuttertal-Gymnasium  im  8  darf  hinaus  Energie.  Und  das  alles  mit  waltung und Bibliothek. Raum und Struk-
        Kilometer westlich von Augsburg ge-  höchster Gestaltungsqualität.      tur bilden eine Einheit, das sichtbare Holz-
        legenen  Diedorf  ist  eine  Schule  mit                                tragwerk prägt die Innenräume. Zur opti-
        Modellcharakter, ein bundesweit ein-  In einem Landschaftsschutzgebiet, direkt  malen Tageslichtnutzung wird Licht über
        maliges  Leuchtturmprojekt.  Rund   am Flusslauf der Schmutter, fügen sich die  shedartige Dachfenster und Lichthöfe in
        1000 Schüler lernen hier nach innova-  scheunenartigen Baukörper mit ihren hell-  die vergleichsweise tiefen Baukörper ge-
        tiven Konzepten in einem gesunden,  grauen Holzfassaden und leicht geneigten  leitet, transparente Zwischenwände und
        sinnfälligen Umfeld.                Satteldächern harmonisch in die Topogra-  Tageslichtsysteme unterstützen die Licht-
                                            fie.  Die  landschaftsverträgliche  Einbin-  verteilung.
        In  nur  zweijähriger  Bauzeit  entstand  im  dung des großen Bauvolumens war eine
        Rahmen eines Forschungsvorhabens der  spannende Herausforderung für die in ei-  Das von der Schulfamilie mitentwickelte
        Deutschen  Bundesstiftung  Umwelt  ein  ner  Arbeitsgemeinschaft  wirkenden  Ar-  pädagogische Konzept sieht vor, dass je-
        Plusenergie  Holz-Schulbau,  der  baulich  chitekten Hermann Kaufmann und Florian  weils fünf Klassen ein Cluster bilden und
        und pädagogisch neue Wege geht und in  Nagler.  „Ursprünglich  wollten  wir  das  sich vier traditionelle Klassenzimmer so-
        vielerlei  Hinsicht  vorbildlich  ist:  Offene  Raumprogramm auf sechs Gebäude ver-  wie  einen  gemeinsam  genutzten  soge-
        Lernlandschaften mit vielfältig nutzbaren  teilen“, so Architekt Florian Nagler. „Doch  nannten „Marktplatz“ teilen. Diese offe-
        Räumen ermöglichen individuelles Lernen  Überlegungen der Wirtschaftlichkeit und  nen  Bereiche  sind  „Ermöglichungsräu-
        und  Lehren,  und  dank  modularer  Holz-  Energieeffizienz führten uns schließlich zu  me“, die mit frei zugänglichen Lernmate-
        bauweise kann die Schulfamilie auch in  der jetzigen Anlage.“ Das Ensemble be-  rialien und PC-Arbeitsplätzen ausgestat-
        Zukunft  flexibel  auf  pädagogische  Ent-  steht aus vier einander ähnlichen, kom-  tet sind und von Schülern und Lehrern frei
        wicklungen  reagieren.  Die  Architektur  pakten  Gebäuden,  die  sich  um  einen  genutzt werden können, um alternative
        wird aber nicht nur neuesten pädagogi-  rechteckigen Hof gruppieren – zwei drei-  Unterrichtsformen, Teamwork und selbst-
        schen, sondern auch strengsten bauöko-  geschossige Unterrichtstrakte, eine Drei-  verantwortliche Methoden des Lernens zu
        logischen Ansprüchen gerecht und pro-  fachsporthalle und ein zweigeschossiges  erproben. Pro Obergeschoss gibt es zwei
        duziert außerdem über den eigenen Be-  Eingangsgebäude mit Aula, Mensa, Ver-  dieser Cluster, die von einem ringförmi-
                                                                                gen Flur und zwei Treppenhäusern an den
                                                                                jeweiligen  Gebäudeenden  erschlossen
        In den belichteten Bereichen der Erdgeschosse sind die Fachklassenräume,  werden.  Raumhaltige  Wände  mit  ver-
        in den lichtlosen Kernzonen die Lagerräume und WCs untergebracht.       schiedenen  Funktionen  wie  Stauraum,
                                                                                Trinkbrunnen oder Haustechnik trennen
                                                                                sie vom Zentrum ab. In den belichteten
                                                                                Bereichen der Erdgeschosse sind die Fach-
                                                                                räume  für  Naturwissenschaften,  Kunst
                                                                                und Musik untergebracht. Auch hier gibt
                                                                                es gemeinsame Marktplätze, die fächer-
                                                                                übergreifend  genutzt  werden  können.
                                                                                Die klassische Trennung der Schauobjekt-
                                                                                Sammlung nach Fachgebieten wurde auf-
                                                                                gegeben, die Exponate präsentieren sich
                                                                                in einer Gesamtschau, in der sich die Über-
                                                                                schneidung von Themengebieten besser
                                                                                darstellen lässt. Eine integrative Freiraum-
                                                                                planung mit differenziert gestalteten, teil-

        14   KBD 11/2017
   9   10   11   12   13   14   15   16   17   18   19