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EDITORIAL
Vermeintlich
Gutes tun –
und Schlechtes
bewirken!
Der Deutsche Mieterbund (DMB) und der folge der starken Neubaunachfrage be- wird. Davon ist aber nichts zu hören“, er-
Spitzenverband der Wohnungswirtschaft reits deutlich gestiegenen Baupreise wür- klärte Lukas Siebenkotten, Bundesdirek-
GdW warnen vor erheblichen negativen den weiter anziehen. tor des Deutschen Mieterbundes.
Auswirkungen auf den sozialen Woh-
nungsbau und die Mieter kommunaler Deutliche Mietpreissteigerungen von mo- Anders als in anderen EU-Ländern werden
und öffentlicher Wohnungsunternehmen natlich 2 Euro pro Quadratmeter und in Deutschland die Kosten für energieef-
in Deutschland. Hintergrund ist die Ab- mehr wären angesichts einer verpflichten- fizientes soziales und bezahlbares Woh-
stimmung Mitte Januar über einen Ände- den 3prozentigen Sanierungsrate unaus- nen nicht vom Staat oder den Kommunen
rungsantrag zur Energieeffizienzrichtlinie weichlich. Gerade das suchen Wohnungs- übernommen, das heißt, die Miete hängt
im Europäischen Parlament. Der Antrag unternehmen bei der energetischen Mo- bei energetischen Modernisierungen vor
sieht vor, die verpflichtende Sanierungs- dernisierung zu vermeiden, um bezahlba- allem von der Höhe der Baukosten ab.
rate in Höhe von 3 Prozent pro Jahr, die res Wohnen für ihre Mieter gewährleisten Deshalb können zwar durch zusätzliche
bereits für Gebäude im Besitz der Zentral- zu können. Eine solch enorme Erhöhung Maßnahmen die Energiekosten vermin-
regierungen gilt, ebenso auf Gebäude von der Effizienzvorgaben ließe sich allerdings dert werden, aber die Bruttomiete und da-
Ländern, Kommunen und Sozialwohnun- nicht anders finanzieren. Denn bei ge- mit die Wohnkosten steigen. Da es in der
gen auszuweiten. Der Industrieausschuss schätzten Investitionskosten von 30.000 EU keine einheitliche Wohnraumversor-
des Europäischen Parlaments hatte den Euro pro zu sanierender Wohneinheit gung und -bewirtschaftung gibt, kann ei-
Entwurf Ende November 2017 verab- würde ohne entsprechende Mieterhö- ne einheitliche europäische Vorgabe zur
schiedet. hungen eine Mehrbelastung der Woh- verpflichtenden energetischen Sanierung
nungswirtschaft von insgesamt 1,38 Mil- der kommunalen Wohnungsbestände in
„Sollten die Wohnungsunternehmen tat- liarden Euro pro Jahr entstehen. Deutschland letztlich nur großen Schaden
sächlich dazu verpflichtet werden, ihre Sa- anrichten.
nierungsrate auf 3 Prozent pro Jahr zu er- Hinzu kommt, dass in Deutschland ein
höhen, würde das eine Verdreifachung ih- eklatanter Mangel an bezahlbaren Miet-
rer bereits sehr großen Bemühungen für wohnungen besteht. In diesem Marktseg- Mit herzlichen Grüßen aus Stuttgart!
noch mehr Energieeffizienz bei Wohnge- ment spielen gerade Sozialwohnungen
bäuden notwendig machen. Das wäre ei- und auch Wohnungen kommunaler Un-
ne unverhältnismäßige Belastung für die ternehmen eine entscheidende Rolle.
sozial orientierten Vermieter und insbe- „Grundsätzlich begrüßen wir Maßnah-
sondere einkommensschwächere Mieter men zur Steigerung der Energieeffizienz
in Deutschland“, warnte Axel Gedaschko, und zur Verringerung der Heizkosten. Die
Präsident des Spitzenverbands der Woh- Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen
nungswirtschaft GdW. Zudem würde den muss aber sozialverträglich machbar sein. Florian Peter
Wohnungsunternehmen durch eine Be- Wenn die EU verpflichtende Sanierungs- Redakteur
lastung diesen Ausmaßes die Finanzkraft vorgaben macht, muss die Politik dafür
f.peter@kbdonline.de
für die so notwendigen Investitionen in sorgen, dass das Delta der fehlenden Wirt-
den Wohnungsneubau fehlen. Und die in- schaftlichkeit für den Mieter ausgeglichen www.gdw.de
KBD 1–2/2018 3