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UMWELT/IFAT


        ein  Erklärungsansatz,  warum                                                   für biobasierte Produkte nicht  SPECIAL
        ein  Großteil  der  Kommunen  Info                                              immer  fehlerfrei  formuliert
        bisher  nur  wenige  konkrete                                                   werden.
        Maßnahmen  zur  Förderung     Die Vollversionen der genannten Studien stehen im Inter-
        der Nachhaltigkeit im Beschaf-                                                  Das große Marktpotenzial der
                                      net zum Download bereit. Für den Austausch zum Thema
        fungsbereich verfolgt. Interes-                                                 biobasierten  öffentlichen  Be-
                                      „Öffentliche Beschaffung biobasierter Produkte“ gibt es
        santerweise  beschafft  aber  im Verwaltungs- und Beschaffernetzwerk (VuBN) die „Ex-  schaffung wird bisher also im
        über  ein  Drittel  der  Kommu-  pertengruppe Biobasierte Produkte“. Bei Interesse ein-  Beschaffungsalltag nur in An-
        nen  zumindest  gelegentlich                                                    sätzen realisiert. Da die Grün-
                                      fach eine E-Mail senden. Die Teilnahme ist kostenfrei.
        bereits  gezielt  biobasierte                                                   de hierfür vielfältig sind, sind
        Produkte.  Voraussetzung  für                   www.VuBN.de/Studienergebnisse   alle  beteiligten  Akteure  ge-
        die gezielte Beschaffung bio-                                  www.VuBN.de      fragt,  sich  am  Abbau  dieser
        basierter  Produkte  ist  dabei                                                 Hinderungsgründe  zu  beteili-
                                                       biobasiert@wiwi.uni-wuerzburg.de
        die Kenntnis der biobasierten                                                   gen. Die diesjährige deutsch-
        Alternativprodukte.  Sind  bio-                                                 landweite Befragung der Uni-
        basierte  Baustoffe,  Energie,                                                  versität  Würzburg  soll  dabei
        Schmierstoffe   und   Reini-  nicht annährend erreicht wer-  dungen gar nicht erst berück-  klären,  welche  Ansätze  am
        gungsmittel   schon   einem  den,  gestalten  sich  vielfältig.  sichtigt  werden.  Unsicherhei-  vielversprechendsten sind.
        Großteil der kommunalen Be-  Mindestens  65  Prozent  der  ten im Vergabeprozess resul-
        schaffungsstellen bekannt, gilt  Kommunen empfinden dabei  tieren  dabei  aus  fehlenden
        dies nur mit Abstrichen für die  alle  abgefragten  Hürden  zu  Ressourcen und Informations-    Felix Blank,
        Büro-/Raumausstattung,  Bü-  mindestens  teilweise  als  zu-  möglichkeiten,  der  nicht  im-  Dr. Michael Broens
        roartikel und Textilien (Abbil-  treffend (Abbildung 3). Dabei  mer  klaren  Rechtslage  und  Professor Dr. Ronald
        dung 1).                   werden besonders die fehlen-  dem fehlenden Know-how für          Bogaschewsky
                                   de Konkurrenzfähigkeit bioba-  eine hinreichende Sondierung      Jennifer Fischer,
        Die Kommunen, denen bioba-  sierter Produkte, die mangeln-  des Anbietermarkts. In der Fol-  Uni Würzburg
        sierte  Alternativen  bekannt  den  Anreize  sowie  die  Unsi-  ge können Eignungsnachwei-
        sind, gehen jedoch davon aus,  cherheiten  bei  der  Beschaf-  se und Bedarfsspezifikationen  Kennwort: Würzburg
        dass  biobasierte  Produkte  in  fung von biobasierten Produk-
        Zukunft in größerem Maße bei  ten hervorgehoben.
        Beschaffungsentscheidungen
        berücksichtigt  werden  könn-  Die Unterteilung in weitere As-
        ten. Aktuell machen so bioba-  pekte zeigt, dass die Qualität,
        sierte Reinigungsmittel nur in  Leistung und Technik von bio-
        30 Prozent der Fälle einen An-  basierten  Produkten  im  Ver-
        teil von mindestens 40 Prozent  gleich zu konventionellen Al-
        des   Beschaffungsvolumens  ternativen  nicht  signifikant
        aus. Über 70 Prozent der be-  schlechter  ist.  Die  deutlich
        fragten  Kommunen  können  schlechtere  Bewertung  des
        sich,  aus  rein  funktionaler  Einstandspreises  über  glei-
        Sicht, einen Anteil von bioba-  chermaßen  alle  Produktgrup-
        sierten Reinigungsmitteln von  pen  hingegen  erklärt  die
        über 40 Prozent am Beschaf-  schlechte Bewertung der Kon-
        fungsvolumen dieser Produkt-  kurrenzfähigkeit  von  bioba-
        gruppe vorstellen. Die Bewer-  sierten  Produkten.  Als  man-
        tung der Potenziale bei den an-  gelnde Anreize werden beson-
        deren  Produktgruppen,  mit  ders die reine Einstandspreis-
        Ausnahme  der  biobasierten  fokussierung  bei  Beschaf-
        Energie,  fällt  etwas  weniger  fungsentscheidungen,  nicht
        positiv  aus  (Abbildung  2).  vorhandene  Zuschüsse,  feh-
        Grundsätzlich ist dabei die Dif-  lende rechtliche Pflichten und
        ferenz  zwischen  tatsächlich  mangelnde  verwaltungsinter-
        durchgeführter  und  theore-  ne  Anreizsysteme  genannt.
        tisch  möglicher  biobasierter  Die  Nachteile  bei  den  Ein-
        öffentlicher  Beschaffung  bei  standspreisen in Kombination
        allen  Produktgruppen  ver-  mit der starken Einstandspreis-
        gleichbar.                 fokussierung führt dazu, dass
                                   die  positiven  Eigenschaften                                                   Kennwort: Bauer
        Die Gründe, warum die theo-  biobasierter Produkte im Hin-
        retisch möglichen Anteile bio-  blick   auf   Nachhaltigkeits-
        basierter  Produkte  bislang  aspekte bei Vergabeentschei-


                                                                                                    KBD 4/2018  25
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