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DIE REPORTAGE


        Dirk Pietruschka ist verantwortlich für den
        beim  Bundesministerium  für  Wirtschaft
        und Energie im Förderbereich En-Eff: Stadt
        und En-Eff: Wärme mit Erfolg eingereich-
        ten  Forschungsantrag  „Entwicklung  der
        Gesamtstrategie  der  Gemeinde  in  Rich-
        tung Plusenergie und Umsetzung einer in-
        novativen kalten Nahwärmeversorgung in
        der geplanten Plusenergiesiedlung“. Seit
        Juli 2012 gab es daraufhin von der Bun-
        desregierung Fördermittel in Höhe von ins-                                                               HFT STUTTGART/ZAFH.NET
        gesamt mehr als 3,5 Millionen Euro.

        Nach Abschluss der Bebauung der Plus-
        energie-Mustersiedlung  im  Jahr  2017  Monatsbilanz der Arbeitszahl, bereitgestellte thermische Energie und Quellentempe-
        werden noch bis 2019 zehn Häuser, das  ratur am Beispiel einer Wärmepumpe auf Gebäudeebene im Jahr 2015
        Kaltwärmenetz und die Agrothermieflä-
        che  zur  Evaluierung  intensiv  vermessen
        und analysiert. Dies wird Aufschluss ge-  Vor dem Start des Projekts Plusenergiege-  rot finanziell auszahlen wird, ist sicher. Die
        ben über die Effizienz der Siedlung in ver-  meinde flossen von den Haushalten der  2009 unter Bürgermeister Heinz Nägele
        schiedenen  Betriebzuständen.  Das  For-  zirka 6600 Einwohner Wüstenrots zusam-  mutig in das Projekt investierten 150.000
        scherteam  hat  im  Januar  2017  grünes  men jährlich etwa 2,9 Millionen Euro für  Euro haben inzwischen ein Mehrfaches an
        Licht für ein Anschlussprojekt bekommen.  Strom  und  zirka  2,3  Millionen  Euro  für  Gegenwert  gebracht.  Die  Smart-Grids-
        Eine  der  Aufgaben  ist,  die  intelligente  Wärme ab. Ein Teil dieser Ausgaben wird  Plattform  Baden-Württemberg  vergab
        Steuerung für die Plusenergiesiedlung in  nach Auffassung von Thomas Löffelhardt  2015 den Quartiers-Award an Wüstenrot
        ein  virtuelles  Kraftwerk  der  Stadtwerke  als Wertschöpfung in der Kommune, ge-  als Anerkennung für das richtige, weil zu-
        Schwäbisch Hall zu integrieren. Die nach-  nauer gesagt in der Kasse des lokalen ge-  kunftweisende Energiekonzept.
        haltige  Energieerzeugung  in  Wüstenrot  meindeeigenen  Stromversorgers  EMW
        und andere flexible regionale Stromerzeu-  bleiben, der wiederum lokal investiert und  Wertschöpfung  und  neue  Arbeitsplätze
        ger und Verbraucher (zum Beispiel Gewer-  neue Arbeitsplätze schafft. Möglich ist das  im Handwerk werden aus den damit ver-
        bekunden  der  Stadtwerke)  netzdienlich  nun, da Wüstenrot mit Unterstützung der  bundenen  Maßnahmen  resultieren.  Au-
        zu  verknüpfen  ist  ein  weiteres  Thema.  Bürger bis 2020 voraussichtlich Plusener-  ßerdem, und davon profitieren alle Ein-
        Dann geht es noch grundsätzlich um mo-  giegemeinde sein wird – und danach so-  wohner,  stellt  die  Gemeinde  nachhaltig
        dular ausbaubare nachhaltige Wärmenet-  gar einen profitablen Energieüberschuss  erzeugte Energie zur Verfügung, die nicht
        ze für den ländlichen Raum. Das neue Vor-  anstrebt.                    den Preisschwankungen des internationa-
        haben läuft bis Ende 2019 und wird vom                                  len Energiehandels unterliegt.
        Bundeswirtschaftsministerium mit weite-  Dass der eingeschlagene Weg zum Erfolg
        ren rund 1,2 Millionen Euro unterstützt.   führt und sich das Vorhaben für Wüsten-    Kennwort: Wüstenrot


         HFT STUTTGART/PIETZSCH
        Die Bauherren der Plusenergiesiedlung Vordere Viehweide II verpflichteten  Autor
        sich, Solarmodule aufs Dach zu setzen. So wird die elektrische Energie für den
        Bedarf der Haushalte und den Betrieb der Wärmepumpen erzeugt. Batterien    Unser  Autor  Diplom-Ingenieur
        und thermische Speicher nehmen die Überschüsse auf.                        Klaus W. König lebt in Überlingen
                                                                                   am Bodensee. Er ist Fachjournalist
                                                                                   sowie  von  der  Industrie-  und
                                                                                   Handelskammer  Bodensee-Ober-
                                                                                   schwaben öffentlich bestellter und
                                                                                   vereidigter  Sachverständiger  für
                                                                                   Bewirtschaftung und Nutzung von
                                                                                   Regenwasser.  Schwerpunkte  sei-
                                                                                   ner Arbeit sind Vorträge und Ver-
                                                                                   öffentlichungen zur ökologischen
                                                                                   Haustechnik.  Klaus  W.  König  ist
                                                                                   Lehrbeauftragter an der ESB Busi-
                                                                                   ness School in Reutlingen und an
                                                                                   der Hochschule Neubrandenburg.

                                                                                          www.klauswkoenig.com



                                                                                                   KBD 12/2017  23
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