Den grünen Bestand lichten, Sträucher ausschneiden und Bäume abtragen – mit diesen Aufgaben ist ein neuer Cat-Kettenbagger 320EL entlang der Autobahn A7 konfrontiert. Mithilfe der Baumaschine und ihrer Anbauschere C450 der Marke Woodcracker bereitet die Firma Zeyn aus Tespe das Baufeld vor. Damit kann der Ausbau der A7 auf einer Länge von 65 Kilometern zwischen den Dreiecken Hamburg-Nordwest und Bordesholm beginnen und Baumaschinen der Arbeitsgemeinschaft von Hochtief Infrastructure und Kemna Bau sowie der Tochtergesellschaft Tesch Straßenbau können anrücken. Das Projekt beinhaltet die Erweiterung des Autobahnabschnitts auf sechs bis acht Fahrspuren. Bäume und Sträucher, die im Weg stehen, müssen links und rechts entlang der Strecke weichen.
Kleines Zeitfenster für umfassendes Bauprojekt
„Zwar ist der Auftrag auf vier Jahre angelegt, doch mussten wir bereits in der ersten Periode von Dezember 2014 bis ins Frühjahr 2015 rund 50 Prozent der Gesamtleistung erbracht haben, damit der Bau der Trassen und Abfahrten der A7 schon 2015 beginnen kann. Denn die nachfolgenden Erd- und Tiefbauarbeiten benötigen schon ab dem Frühjahr ein freies Baufeld in weiten Teilen entlang der Strecke, und dieses extrem kleine Zeitfenster ist eine große Herausforderung“, so Geschäftsführer Jens-Peter Zeyn. Etappenweise geht es seit Dezember letzten Jahres in mehreren Bauabschnitten vorwärts. Der fließende Verkehr und Absperrungsmaßnahmen bremsen aber zeitweise den Fortgang der Arbeiten.
Spezielles Gerät erleichtert die Arbeiten
Anbauscheren wie den Woodcracker C450 verwendet der Betrieb nicht nur am Cat-Kettenbagger 320EL, sondern zwei weitere Cat-Kettenbagger 319D arbeiten mit Woodcrackern vom Typ C350, um damit Bäume fällen und Sträucher roden zu können oder wenn kaputte oder beschädigte Bäume sowie dichtes Gestrüpp entfernt werden müssen. Die Woodcracker baute die Zeppelin-Niederlassung Hamburg an die Baumaschinen an. Dazu musste eine spezielle Anbauplatte für das Cat-Schnellwechselsystem angefertigt werden. Die Anbauschere lässt sich nun hydraulisch von der Fahrerkabine aus ansteuern. Verschiedene Funktionen wie Greifen, Schneiden, Schwenken und Halten gewährleisten mit einem Arbeitsschritt gleich mehrere Arbeitsgänge.
Normalerweise ist das Ausschneiden von Bäumen, die im Weg stehen, eine umständliche Prozedur, die viel Zeit beansprucht und Personal bindet. Anders mit dem Woodcracker. Aufwendige Kletterarbeiten oder zusätzliche Sicherungsmaßnahmen sind damit passé. Das Werkzeug, das an einem Bagger als Trägergerät angebracht wird, entfernt ganze Bäume mühelos – wie eben entlang der A7 – vor allem, wenn diese zu dicht an Straßen, unzugänglichen Böschungen und Autobahnen stehen und eine Gefährdung für den Verkehr darstellen. Der Woodcracker, der in der Vollausstattung aus einem Greifer, einem Sammler und einem beweglichen Stahlmesser (Schere) sowie einer Schwenkeinheit besteht, packt in Sekundenschnelle einen Baum, Hölzer und Sträucher und trennt diese ab. Ähnlich wie ein Blumenstrauß, wird parallel dazu das abgeschnittene Material gehalten. Damit lässt sich Hartholz wie Eiche und Weichholz wie Pappel fällen und auf Länge schneiden. In Verbindung mit der Tilt- und der Tieflöffelfunktion des Baggers lässt sich der Woodcracker in fast alle Richtungen bewegen. Somit können auch waagerechte Äste gegriffen werden. Ein weiteres Feature nutzt der Betrieb ebenfalls häufig an der A7: Die Sammelfunktion, mit deren Hilfe schwächere Bäume abgetrennt werden und ohne Ablegen weiteres dünnes Material gesammelt und dann komplett auf einmal als Bündel abgelegt wird. Bei dünnen Bäumen oder Buschwerk ein erheblicher zeitlicher Vorteil, der zudem noch Energie einspart.
Moderner Maschinenpark
Mit der Wahl des Cat 320EL ging das Unternehmen einen Kompromiss ein, der auf den Baumaschinentransport zurückzuführen ist. Normalerweise wäre ein größerer Bagger wünschenswert gewesen. Doch das hätte Spezialtransporte zur Folge. Firmenchef Jens-Peter Zeyn will seine Geräte mit dem eigenen Satteltieflader überall hinfahren können, um entsprechend seine Flexibilität zu behalten. Denn flexibel sein – das hat sich zu einem Markenzeichen des Betriebs entwickelt, der sich als Agrardienstleister versteht und 70 Mitarbeiter beschäftigt. Kommen Saisonarbeitskräfte dazu, sind es 120. Seinen Ursprung hat Zeyn als Lohnunternehmen. Daraus rührt auch der Anspruch, sämtliche Agrarserviceleistungen anbieten zu können, wie das Ausbringen der Saat, das Düngen, das Mähdreschen, die Silage, das Ernten von Mais und Zuckerrüben. Hinzugekommen sind in den letzten vier Jahrzehnten aber auch Erd- und Tiefbauarbeiten – auch für das Ausbaggern und Einbauen lassen sich die Cat-Baumaschinen einsetzen, die Zeppelin-Verkäufer Michael Otto dem Betrieb vermittelt. Mit ihnen werden etwa Dränagen und Beregnungsanlagen für die Landwirtschaft gebaut.
Ein weiteres Aufgabenfeld ist die Renaturierung oder wenn etwa Dorfteiche zu entschlammen sind. Saniert, geplant oder neu gebaut werden außerdem Kleinkläranlagen. Für 500 solcher Kleinkläranlagen im Umkreis von bis zu 50 Kilometern werden Wartungsarbeiten ausgeführt. Selbst betreibt das Unternehmen zwei eigene Biogasanlagen und bietet zudem die Erdbauarbeiten für den Bau solcher Anlagen an. „Wir streben durch die Öffnung weiterer Geschäftsfelder grundsätzlich eine ganzjährige Auslastung für Personal und Fuhrpark an, da die Agrardienstleistungen extrem saison- und wetterabhängig sind. Daher konzentrieren wir uns neben den Agrar-Dienstleistungen auch auf landwirtschaftsnahe Tätigkeiten und Nischen, wie etwa die Baufeldräumung oder -rodung“, verdeutlicht Jens-Peter Zeyn. Dementsprechend umfangreich bestückt ist der Maschinenpark. So werden an die 230 Land- und Baumaschinen sowie Nutzfahrzeuge vorgehalten, um die Fülle der verschiedenen Aufgaben wie auch Transporte von Ernte und Schüttgütern sowie Flüssigkeiten, das Recycling samt dem Brechen, Shreddern, Häckseln und Sieben sowie die Entsorgung bewältigen zu können.
Strom und Fernwärme aus Altholz
Für die Aufbereitung von Altholz der Kategorie AI bis AIII ist der Betrieb zertifiziert. Zwei eigene Werkstätten mit Schlosserei kümmern sich um die Instandsetzung. Baufeldräumungen führt der Betrieb, der 2015 genau 50 Jahre besteht, seit mittlerweile 20 Jahren aus. Rodungen entlang der deutschen Autobahnen wie etwa von 2008 bis 2012 im Zuge des Ausbaus der A1 sind Teil des Geschäfts von Zeyn. Die gefällten Bäume und Sträucher sowie die entfernten Wurzeln werden zu Energieholz gehäckselt, aus denen Strom und Fernwärme produziert wird. Der Firmenchef sieht den Schlüssel zum Erfolg des Familienbetriebs darin, als Agrardienstleister auf entsprechende Kapazitäten und Know-how zurückgreifen zu können. Aber auch die seit Jahrzehnten aufgebauten guten Kontakte zur Holzindustrie sind für Aufträge wie an der A7 wichtig: „Was die Verwertung von Biomasse anbelangt, wissen wir was hier machbar ist, wenn wir die gehäckselten Bäume und Sträucher vermarkten“, meint Zeyn. So wird stets eine Verwertung der Biomasse in regionale Biomasse-Heizkraftwerke angestrebt. Um auf die schwer zugänglichen Baustellen zu kommen, wird ein großvolumiger und geländetauglicher Containerzug eingesetzt, der mit Hackschnitzeln beladen wird. So wie an der A7.
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