Dass die Elektromobilität eine der entscheidenden Säulen der geplanten Energiewende hin zur Co2-neutralität ist, steht außer Frage. Entsprechende investitionen und Maßnahmen, bis hin zu umfangreichen Kaufprämien ausschließlich für Elektro- und hybridfahrzeuge im rahmen des aktuellen Corona-Konjunkturprogramms, setzen impulse, die den ohnehin wachsenden Markt weiter stimulieren.
Für Kommunen eröffnet diese Entwicklung spannende Chancen, sich als moderner Wirtschaftsstandort und auch als attraktives touristisches Ziel zu positionieren. Gleichzeitig stellt die mittel- und langfristige Bereitstellung der benötigten Ladekapazitäten aber auch eine komplexe Herausforderung dar. Um den zukünftigen Anforderungen des emissionsfreien Individualverkehrs gerecht zu werden, müssen die Weichen schon jetzt richtig gestellt werden.
Der Ausbau der Elektromobilität ist ökologisch sinnvoll, politisch gewollt, und auch beim Verbraucher gewinnt die innovative und umweltfreundliche Form der Mobilität rasant an Popularität. Über das Gelingen dieses ambitionierten gesellschaftlichen Projekts wird neben der Innovationsfähigkeit der Fahrzeugindustrie in erster Linie die Bereitstellung einer engmaschigen und leistungsfähigen Ladeinfrastruktur entscheiden. Hier sind die Kommunen in der Verantwortung. „Für Kommunen bedeutet das, die Anforderungen der Zukunft schon heute in ihre Planungen einzubeziehen“, so Christian Hahn, CEO der Hubject GmbH, die sich auf die plattformbasierte Vernetzung von Ladestationsbetreibern und Fahrstromanbietern spezialisiert hat. „Zentrale Themen sind dabei vor allem die Bereitstellung der (richtigen) Standorte, eine ausreichende Energieversorgung und eine intelligente Marktstrategie.“
Um die richtigen und ausreichenden Standorte bereitzustellen, braucht es daher zuallererst Raum. Es gilt also, auch in zum Teil eng bebauten innerstädtischen Bereichen ausreichend Flächen für Ladestationen und die zugehörigen Parkflächen vorzusehen. Dieser Flächenbedarf sollte bei der Stadtentwicklung schon jetzt entsprechend der baurechtlichen Vorgaben langfristig berücksichtigt werden. Darüber hinaus werden auch eine Vielzahl von Ladestationen in der Nähe von spezifischen Locations, wie Restaurants, Kinos etc., entstehen – die natürlich für einen flächendeckenden Rollout erforderlich sind.
Ebenso sollte die Bereitstellung der erforderlichen Netzkapazität und Strommenge frühzeitig bedacht und geplant werden. Hahn: „Die Erfahrungen aus E-Mobilitäts-Pionierstädten wie Oslo zeigen, dass das massenhafte Aufladen von Elektrofahrzeugen gerade in Spitzenzeiten zu spürbaren Stromengpässen führen kann. Zu berücksichtigen ist dabei, dass es neben den städtischen Betreibern auch mehr und mehr halböffentliche und private Anbieter geben wird, die eigene Ladestationen betreiben.“ So plant die Bundesregierung aktuell, zum Beispiel Tankstellen zur Bereitstellung von Ladestrom zu verpflichten. Und auch Unternehmen, Hotels und der Handel bieten Mitarbeitenden und Kunden immer häufiger eigene Ladestationen an. Zudem werden vermehrt Schnellladestationen nachgefragt, die die Ladezeiten verkürzen, gleichzeitig aber auch einen erheblich höheren Energiebedarf haben. Für Kommunen heißt das, jetzt schon ausreichend Leistung und Leitungskapazitäten einzuplanen und gegebenenfalls weitere Transformatorenstationen vorzusehen. „Auch Zukunftstechnologien, wie zum Beispiel Vehicle to Grid, sollten bei der Infrastrukturplanung jetzt schon berücksichtigt werden“, fügt Hahn hinzu. „So werden die Voraussetzungen für intelligente und zukunftsfähige Energiesysteme geschaffen.“
Auch die Frage der richtigen Marktstrategie lässt sich nicht pauschal beantworten. Zunächst gilt es die eigenen Ziele und die eigene Rolle klar zu definieren. „Für einige Kommunen kann es dabei sinnvoll sein, sich an einen der großen überregionalen Fahrstromanbieter anzuschließen und auf diese Weise Kosten zu sparen“, rät Hahn. „Für andere Städte ist es sinnvoller, die Gestaltungsspielräume als unabhängiger Anbieter zu nutzen und die Fahrstrombereitstellung mittelfristig in ein echtes Profitcenter zu verwandeln.“
Um eine tragfähige Strategie zu entwickeln, kann es sinnvoll sein, sich schon in der Konzeptionsphase Expertenunterstützung zu sichern. So bietet zum Beispiel Hubject als Betreiber einer internationalen E-Roaming-Plattform entsprechende Beratungsleistungen speziell für Kommunen an. In jedem Fall sollten Städte und Gemeinden die Chance nutzen, sich durch die Bereitstellung einer modernen Ladeinfrastruktur als zukunftsfähige Kommune zu präsentieren, die sowohl als Wirtschaftsstandort als auch als touristisches Ziel oder als Station für Durchreisende attraktiv ist.
Um die kommunale Ladeinfrastruktur wirtschaftlich zu betreiben, muss eine optimale Auslastung gesichert sein. Damit das gelingt, sollten verschiedene Faktoren beachtet werden. Ein ausgewogener Mix zwischen Normal- und Schnellladestationen wird den Ansprüchen unterschiedlicher Nutzer gerecht. Denn auch die Nachfrageseite verändert sich in Zeiten, in denen sich E-Mobile längst als vollwertige Mobilitätsalternative auch für Langstrecken etabliert habe. Hahn: „Ortsansässige und Fahrer, die länger verweilen, können günstiger im sogenannten AC-Modus laden. Fahrer, die durchreisen und längere Strecken zurücklegen, nutzen die DC-Schnellladestationen.“ Wichtige Voraussetzung dafür ist die überregionale und auch internationale Vernetzung der Ladestationsbetreiber und der Anbieter von Fahrstromverträgen. Sie stellt sicher, dass E-Mobil-Fahrer überall laden können, ohne gesonderte Verträge mit lokalen Fahrstromanbietern abschließen zu müssen. Eine solche Vernetzung wird von sogenannten E-Roaming-Plattformen bereitgestellt. Ähnlich wie beim Mobilfunk-Roaming werden beim E-Roaming alle Leistungen über einen einzigen Anbieter verwaltet und abgerechnet. So kann der Elektroauto-Verkehr national und auch international reibungslos organisiert werden. Und Kommunen können ihren Fahrstrom ohne zusätzlichen Vermarktungs- und Verwaltungsaufwand anbieten.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Bereitstellung von Echtzeitdaten. Aktuelle Statusinformationen befördern die Auslastung von Ladestationen und erleichtern den Nutzern die Routen- und Ladeplanung. „Welche Ladesäulen sind frei und funktionsfähig? Und welche Ladegeschwindigkeit bieten sie zu welchem Preis? Welche Säulen kann ich mit meinem Fahrstromvertrag nutzen? Diese Informationen sollten für Fahrer jederzeit aktuell abrufbar sein“, erläutert Hahn die Anforderungen. E-Roaming-Plattformen unterstützen diese Echtzeitvernetzung. So werden die Auslastung optimiert und ein lästiges sowie ökonomisch und ökologisch schädliches Suchen nach freien und/oder passenden Ladesäulen vermieden.
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