Ein städtebauliches Gestaltungskonzept ist am Gendarmenmarkt entstanden, das den historischen Ort zu einem urbanen Raum mit hoher Aufenthaltsqualität weiterentwickeln soll.
Neben der barrierefreien Erneuerung der rund 14.000 Quadratmeter großen Platzoberfläche mit Natursteinen standen vor allem die Sanierung der unterirdischen Infrastruktur und eine klimaangepasste Regenwasserbewirtschaftung im Fokus. „Wie in allen hochverdichteten, urbanen Räumen nehmen auch in Berlin Starkregenereignisse und Hitzeperioden als Folge des Klimawandels zu. Wir als Berliner Wasserbetriebe und die Stadt Berlin möchten eine Neuausrichtung im Umgang mit Niederschlagswasser: weg von der reinen Ableitung zur Kläranlage, hin zu einer dezen tralen Versickerung“, erklärt Christopher Repkow, Standortleiter für den medienübergreifenden Netzbau Berlin Ost bei den Berliner Wasserbetrieben.
Laut Berliner Wassergesetz ist eine dezentrale Versickerung über belebte Bodenzonen vorgeschrieben. Wo es jedoch wie am Gendarmenmarkt an unbefestigten Frei- und Grünflächen fehlt, sind alternative Systemlösungen gefragt. Ihre Aufgabe ist es, den natürlichen Wasserkreislauf nachzubilden, das heißt das Niederschlagswasser vor Ort zu sammeln, aufzunehmen, zu reinigen, zu speichern und sukzessive an die Bodenschicht abzugeben.
Eine zentrale Rolle bei der Regenwasserbewirtschaftung am Gendarmenmarkt spielt das Rigolen-System. Über die Füllkörper versickern die zuvor gesammelten und mittels Substratfilter gereinigten Niederschläge und werden kontrolliert an die darunterliegende Bodenschicht abgegeben. Aufgrund seiner kompakten Bauweise mit einer geringen Höhe von gerade einmal 61 Zentimetern ist der Einbau auch bei dem relativ hohen Grundwasserstand in Berlin möglich, ohne den Mindestabstand zum Grundwasserspiegel zu unterschreiten. Dabei verfügen die insgesamt sechs Rigolen über eine Speicherkapazität von 480 Kubikmetern – ausreichend, um selbst für ein 30-jähriges Regenereignis gewappnet zu sein.
Durch ihren modularen Aufbau lässt sich die Blockrigole unkompliziert in die unterirdische Leitungsführung integrieren und die Kontur flexibel an bestehende Platzverhältnisse anpassen. So werden die Grundelemente einfach um Fahnenmaste, Leuchten und das markante Schiller-Denkmal herum platziert. Pünktlich zu Weihnachten 2024 soll der Gendarmenmarkt mit einem neuen Natursteinpflaster aus Granit, Gneis und Basalt versehen, wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Und so zu einem Leuchtturm-Modell für eine klimaresiliente Umgestaltung von öffentlichen Räumen werden.