Am gestrigen 10. November begann im brasilianischen Belém die Weltklimakonferenz. Sie ist in gleich zweifacher Hinsicht historisch: Es ist die 30. Weltklimakonferenz, und seit der Einigung auf das 1,5-Grad-Ziel im Pariser Klimaabkommen sind genau zehn Jahre vergangen. Doch dieses Ziel ist in Gefahr: Der europäischen Klimadaten-Agentur Copernicus zufolge war 2024 das erste volle Jahr, in dem die Erde eine Erwärmung von mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau erreicht hat. Und auch wenn die globale Erwärmung nicht anhand einzelner Jahre bestimmt wird, zeigt sich daran doch deutlich, wie dringend die Menschheit sich auf globalen Klimaschutz einigen und zugleich Strategien für eine wirksame Klimafolgenanpassung entwickeln muss.
Denn Wetterextreme, die durch den menschengemachten Klimawandel bedingt sind, prägen zunehmend das „neue Normal“. Auch im Ruhreinzugsgebiet war das Jahr 2024 außergewöhnlich warm, die Jahresmitteltemperatur lag zum dritten Mal in Folge über 10 °C – ein Wert, der zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen 1881 nie erreicht worden war. Gleichzeitig gehörte 2024 zu den fünf nassesten Abflussjahren mit 30 Prozent mehr Niederschlag als im langjährigen Mittel. 2025 dagegen zeigt mit einem Niederschlagsdefizit von fast 40 Prozent von Februar bis September und dem trockensten März seit über 30 Jahren im Ruhreinzugsgebiet ein völlig anderes Bild.
Auch unter Wasser wird es im Ruhreinzugsgebiet immer wärmer. In den letzten 40 Jahren hat die Durchschnittstemperatur der Ruhr im Schnitt um 1,9 °C, im Winterhalbjahr sogar um 2,1 °C zugenommen. Folgen dieser Erwärmung sind ein erhöhter Sauerstoffverbrauch, schlechtere Durchmischung der Talsperren und Sauerstoffmangel in tieferen Schichten sowie eine Verschlechterung der Lebensbedingungen für heimische Arten wie Bachforelle oder Äsche, während sich wärmeliebende invasive Arten wie Grundeln dagegen ausbreiten.
Für den Ruhrverband bedeuten diese klimatischen Veränderungen eine immer größer werdende Herausforderung im Speichermanagement und in der Sicherung der Wasserqualität für die Region. Der Ruhrverband sieht sich in der Verantwortung, die langfristige Versorgungssicherheit zu gewährleisten, und setzt auch auf die Mitwirkung von Politik, Industrie und Bevölkerung, um Lösungen für eine klimaresiliente und gewässerökologische Zukunft im gesamten Ruhreinzugsgebiet zu entwickeln.
„Angesichts der aktuellen Bedrohungslage in Deutschland und Europa sowie der angespannten wirtschaftlichen Situation erscheinen vielen die notwendigen Klimaziele als zu ambitioniert. Dabei muss uns allen bewusst sein, welche Folgen ein Nachlassen unserer Anstrengungen für uns und kommende Generationen hätte. Wir dürfen die Klimaschutzziele nicht einfach herabsetzen, sondern müssen gleichzeitig die blau-grüne Infrastruktur durch gezielte Maßnahmen zur Klimaanpassung widerstandsfähiger gestalten. Alle Kommunen im Ruhreinzugsgebiet betrachten den Hochwasserschutz als zentrale Aufgabe. Diese Generationenaufgabe steht nun an und muss in der kommenden Dekade gemeinschaftlich geplant und umgesetzt werden. Dafür ist es entscheidend, dass Mittel aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) auch in das Ruhreinzugsgebiet fließen.“, sagt Prof. Christoph Donner, Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbands.
Quelle: ruhrverband.de

