Notrufsäulen können Leben retten. Doch für Tiefbauunternehmen sind sie eine Herausforderung, denn sie müssen die Anlagen für Instandhaltungsmaßnahmen versetzen. Funknotrufsäulen können diesen Prozess günstiger, flexibler und nachhaltiger gestalten und während der Baustellendauer die Sicherheit auf den Straßen erhalten.
Auch im Zeitalter des Smartphones sind Notrufsäulen an der Autobahn unverzichtbar. Bei einem Unfall sorgen sie dafür, dass Menschen sofort Hilfe anfordern können und Rettungsteams schnellstmöglich zur Stelle sind. Gerade in einer Unfallsituation ist das Handy nicht unbedingt griffbereit. Vielleicht wurde es aus dem Fenster geschleudert, ist unter den Sitz gerutscht oder eingeklemmt. Und was ist außerdem, wenn man gerade im Funkloch steckt oder der Akku leer ist?
Eine Notrufsäule funktioniert dagegen zuverlässig: Sobald jemand ihre Klappe öffnet, baut sie eine Verbindung zur Notrufzentrale der Autoversicherer auf. Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst werden direkt verständigt, ohne dass der Anrufende sie einzeln anfordern muss. Da die Notrufsäule automatisch den genauen Standort übermittelt, wissen die Einsatzkräfte sofort, bei welchem Autobahnkilometer sich die Unfallstelle befindet. Das spart wertvolle Minuten, die Leben retten können. Denn in der Stresssituation hat der Anrufende womöglich nicht die richtigen Informationen parat oder ist zu aufgeregt. Auch Sprachbarrieren spielen an der Notrufsäule keine Rolle. Verkehrsteilnehmende ohne Deutschkenntnisse müssen nicht erst umständlich erklären, wo sie sich befinden.
Notrufsäulen an der Autobahn sind wichtiger als je zuvor. Im Jahr 2021 registrierte der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) 33.500 Notrufe. Alle 16 Minuten erfolgt ein Kontakt über eine Notrufsäule, was bei einer Länge von 13.200 Kilometern des Autobahnnetzes 2,54 Meldungen pro Kilometer ergibt. Auch wenn Bauarbeiten stattfinden, müssen die Notrufsäulen zuverlässig funktionieren. Für Tiefbauunternehmen bedeutet das: Sie müssen die Anlagen versetzen und dafür sorgen, dass sie betriebsfähig bleiben. Das ist mit erheblichem Aufwand verbunden, denn pro Fahrtrichtung befindet sich alle zwei Kilometer eine Notrufsäule am Straßenrand. Jede von ihnen ist zur Stromversorgung und Signalübertragung über eine Abzweigmuffe und einen Endverschluss an ein papierisoliertes Fernmeldekabel angeschlossen. Um die Säulen zu versetzen, sind umfangreiche Erdarbeiten nötig – und zwar jedes Mal, wenn sich die Verkehrsführung ändert. Noch teurer aber sind die Reparaturarbeiten, die anfallen. Denn rund 40 bis 50 Prozent der verlegten Kabel werden während der Bauarbeiten versehentlich beschädigt, weil sie im Baufeld liegen. Allein dadurch können dem Tiefbauunternehmen bei einer Großbaustelle Kosten im sechsstelligen Bereich pro Jahr entstehen.
Flexible Funknotrufsäulen als günstige Alternative
Um Aufwand zu reduzieren und für mehr Sicherheit zu sorgen, lohnt es sich, die kabelgebundenen Notrufsäulen während der Baustellendauer zu Funknotrufsäulen umzurüsten. Sie werden dann von einer Batterie im Säulenschacht mit Strom versorgt und haben ein integriertes Übertragungs- und Service-Modul, das über das GSM-Netz kommuniziert. Da Funknotrufsäulen keine Kabel benötigen und autark sind, lassen sie sich schnell und einfach versetzen. Wenn sich die Planung einmal ändert, wandern die Notrufsäulen problemlos mit, ohne dass Kabel freigelegt und neu verlegt werden müssen. Gleichzeitig erhöht sich die Sicherheit, denn wo keine Kabel liegen, können auch keine beschädigt werden. Die Notrufsäulen fallen während der Bauarbeiten also nicht aus. Bei der Inbetriebnahme jeder Funknotrufsäule erfolgt die Funktionskontrolle und Anmeldung bei der Notrufzentrale (GDV). Somit ist die Funkübertragung an jedem Notrufsäulenstandort gewährleistet. Außerdem meldet das integrierte Service-Modul, in welchem Zustand sich die Notrufsäule befindet. So behält das Service-Team beispielsweise stets den Überblick, wann die Batterie schwach wird, und kann sie rechtzeitig wechseln, bevor es zu einer Störung kommt.
Beispiel: Aufbau und Betrieb von Funknotrufsäulen auf der A7
Tiefbauunternehmen können Funknotrufsäulen während der Baustellendauer ganz einfach im Mietmodell beziehen. Eurovia nutzt diesen Service zum Beispiel beim Ausbau eines privatbetriebenen Autobahnabschnitts der A7 in Niedersachsen. Auf einer Strecke von 29 Kilometern soll die Fahrbahn in beiden Richtungen auf drei Spuren erweitert werden. Dafür müssen die Notrufsäulen weichen. Eurovia entschied sich, während der fünfjährigen Bauzeit auf Funknotrufsäulen zu setzen, und beauftragte Axians GA Netztechnik – einen spezialisierten Dienstleister, der diesen Service als Einziger in Deutschland anbietet. Axians baute die betreffenden kabelgebundenen Notrufsäulen ab und ließ diese von einem Partnerunternehmen auf Funk umrüsten. Anschließend stellten die Expert:innen die flexiblen Funknotrufsäulen entlang der neuen Streckenführung auf. Die Installation einer Säule dauert nur zirka drei Stunden. In der zurückliegenden Bauzeit betraf dies im laufenden Schnitt 40 bis 50 sich, gemäß dem aktuellen Baufortschritt, ändernden Notrufsäulenstandorte. Während der gesamten Baustellendauer kümmert sich Axians um die Wartung und Entstörung der Funknotrufsäulen. Wenn der Autobahnausbau abgeschlossen ist, ersetzt der spezialisierte Dienstleister die flexiblen Notrufsäulen wieder durch fest installierte. Dabei übernimmt er auch die komplette Kupfer- und LWL-Verkabelung sowie deren Montagen und Abschlüsse.
So tragen Funknotrufsäulen zur Nachhaltigkeit bei
Die Tiefbauunternehmen gewinnen dadurch Flexibilität, Sicherheit und sparen Kosten. Darüber hinaus steigern sie die Nachhaltigkeit. Um eine Funknotrufsäule zu versetzen, müssen sie lediglich einen Quadratmeter Erdreich bewegen, sodass die Natur und Tierwelt weniger beeinträchtigt werden. Sie brauchen auch kein Material für Kabel und keine neuen Notrufsäulen, da sich die bestehenden Anlagen einfach um- und wieder zurückrüsten lassen. Bei entsprechender Wartung sind diese oft mehr als sechzig Jahre in Betrieb. Künftig sollen Funknotrufsäulen zudem mit einem Solarpanel ausgestattet werden, sodass sie zusätzlich grüne Sonnenenergie nutzen und sich die Batterielebensdauer noch verlängert.
Notrufsäulen bleiben wichtig
Notrufsäulen an Autobahnen werden auch künftig noch eine zentrale Rolle für die Verkehrssicherheit spielen. Denkbar ist künftig zum Beispiel eine Erweiterung um Videotelefonie. Mit dem Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes und der fortschreitenden Entwicklung des autonomen Fahrens lassen sich neue Szenarien umsetzen. Baustellen und die damit verbundenen Herausforderungen für Tiefbauunternehmen bleiben bestehen. Flexible Funklösungen im Rundum-Service können diese Herausforderungen ganz einfach lösen.
Autor: Andreas Gedlich,
BU-Manager Autobahntechnik
Axians GA Netztechnik