Page 28 - kommunalklick24
P. 28
SCHWERPUNKT: INFRASTRUKTUR
Observatorium auf dem Wendelstein
Per Glasfaser in die Galaxis
M-net, der führende Glasfaseranbie- nicht ausreichte, um die umfangreichen verlässiger arbeitet als die Richtfunkanbin-
ter Bayerns, hat zum Jahreswechsel Bilddaten aus dem All des 2-Meter-Tele- dung. Vor allem aber konnte die Übertra-
den höchsten Glasfaser-Geschäfts- skops zeitnah vom Wendelstein zur Uni- gungszeit der Daten aus einer Nacht im
kundenanschluss Deutschlands in Be- versität zu übertragen. Bei längeren Aus- Vergleich zum vorherigen Anschluss von
trieb genommen: Für das Wendel- fällen der Verbindung stießen die Zwi- teils mehreren Stunden auf nur zehn Mi-
stein-Observatorium des Instituts für schenspeichermöglichkeiten am Observa- nuten verkürzt werden.
Astronomie und Astrophysik der Lud-
wig-Maximilians-Universität Mün-
chen (LMU) wurde auf dem Berggipfel
in 1838 Metern Höhe ein M-net-Con-
nect-1-Gigabit/Sekunde-Highspeed-
Glasfaseranschluss geschalten. Damit
verfügt die Sternwarte nun über aus-
reichend Bandbreite zur Übertragung
ihrer großen Bilddaten. Die Anbin-
dung wurde in Zusammenarbeit mit
LEW Tel-Net, einem Tochterunterneh-
men der Lechwerke, als Infrastruktur-
partner realisiert; Auftraggeber ist das
Deutsche Forschungsnetz, das von der
Wissenschaft selbst organisierte Kom-
munikationsnetz für Wissenschaft
und Forschung in Deutschland.
Das Wendelstein Observatorium bietet FOTO-AL.DE
Studenten die Möglichkeit, Geräte wie
das 2-Meter-Fraunhofer-Spiegelteleskop
vor Ort zu nutzen, und ist somit eine Das Höchste aller Ausblicke: das Observatorium auf dem Wendelstein
der wichtigsten Ausbildungsstätten in
Deutschland. Hier werden Beobachtun-
Freude über den Glasfa-
gen durchgeführt, die mit Langzeitbelich-
tungen und Mehrfachaufnahmen – teils seranschluss in Richtung
über mehrere Stunden, teils über mehrere Galaxis (von links):
Peter Sandgathe (M-net),
Nächte – erfolgen. Dabei werden Bildda-
Rudolf Gabler (Leibniz-
teien unterschiedlichster Größe gesam-
melt und in einer klaren Nacht Daten von Rechenzentrum),
durchschnittlich 80 Gigabit produziert. Dr. Ulrich Hopp (Direktor
Observatorium) und
Um auf astronomische Phänomene zeit-
Hans Michel (M-net) M-NET
nah reagieren zu können, gehört es au-
ßerdem zur Aufgabe der Beobachter, as-
tronomische Vergleichsdaten zu recher-
chieren. Für all diese Anforderungen ist torium bisweilen auch an ihr Limit. Umso Die neue Glasfaserleitung wurde im Auf-
die LMU München auf eine stabile und erfreulicher war der Leistungssprung, den trag von M-net durch den regionalen Da-
schnelle Datenautobahn bis zum Gipfel M-net für die beteiligten Projektparteien tennetzbetreiber LEW Tel-Net verlegt. Auf
des Wendelsteins angewiesen. über seine Glasfasertechnologie möglich dem Weg vom Tal bis zur Bergstation ver-
machte: Der neue Connect-1-Gigabit/Se- läuft das Kabel entlang der Gleise der
Die gesammelten Daten können vor Ort kunde-Glasfaseranschluss konnte recht- Wendelsteinbahn, von dort aus geht es
nur begrenzt zwischengespeichert und zeitig zu Beginn des neuen Jahres 2018 er- aber nochmal rund 150 Meter weiter nach
müssen möglichst schnell und zuverlässig folgreich in Betrieb genommen werden. Er oben zum Observatorium. Auf diesem
zur weiteren Auswertung auf die Server bietet dem Observatorium nun mit seinen letzten Stück wurde die Leitung durch den
der LMU München übertragen werden. In symmetrischen 1 Gigabit/Sekunde im Up- Fußgängertunnel verlegt, durch den die
der Vergangenheit nutzte das Observato- sowie Download ausreichend Bandbreite Mitarbeiter und Besucher die Sternwarte
rium eine instabile und wetteranfällige zur Übertragung der großen Bilddaten aus erreichen.
Richtfunkanbindung von zirka 70 Mega- dem Weltraum. Ein großer Vorteil ist, dass
bit/Sekunde Nutzbandbreite, die aber die fest verlegte Glasfaserleitung viel zu- Kennwort: M-net
28 KBD 3/2018