Holz ist im Vergleich zu fossilen Brennstoffen nahezu klimaneutral. Anders als Wasserstoff und synthetisches Heizöl hat sich die Holzenergie in einem breiten Anwendungsspektrum bewährt und ist leicht verfügbar, die Technik ist ausgereift. Verbraucher und Öffentlichkeit dürfen die Messlatte hinsichtlich Effizienz, Emissionsverhalten, Komfort, Wirtschaftlichkeit und nachhaltiger Bereitstellung besonders hoch anlegen.
Die EU-weite Korrektur des Emissionshandels, die Preisaufschläge bei Heizöl und Erdgas sowie eine ansteigende Bauquote mit Holz verändern derzeit die Energiepolitik und den Wärmemarkt bei uns. CO2-Bepreisung und andere aktuelle Maßnahmen der Energiepolitik sind, in Kombination mit einer klugen Waldpolitik, Eckpfeiler einer zukunftsweisenden Energieversorgung. Die moderne Holzenergie aus Pellets und Hackschnitzeln wird dabei eine zentrale Rolle spielen können und müssen, denn sie kann in großem Maße zur CO2-Einsparung beitragen. Aber dies natürlich nur, wenn der bislang konstante Zuwachs an Wald in Deutschland auch künftig garantiert ist. Der Erhalt der biologischen Vielfalt im Wald ist bei einer naturnahen Bewirtschaftung und dem von der Bundesregierung in ihrer „Nationalen Biodiversitätsstrategie“ angepeilten Anteil von 5 Prozent ungenutzten Wäldern gewährleistet, ohne dass die Holznutzung bei wachsenden Vorräten eingeschränkt werden müsste.
Um es vorwegzunehmen: Die Herstellung von Pellets ist weder heute noch in der Zukunft Anlass, um in Deutschland Holz im Wald einzuschlagen. Das „Ernten“ der Bäume geschieht vor allem zur Gewinnung des Bau- und Werkstoffs Holz, dem „Motor“ der nachhaltigen Waldwirtschaft. Das in der Wachstumsphase des Baums aufgenommene CO2 ist in Balken, Brettern und Latten gebunden: unter günstigen Umständen viele Jahrzehnte, in Einzelfällen einige 100 Jahre. Bis aus diesen Baumaterialien durch Verwitterung irgendwann CO2 frei wird, ist längst die übernächste Baumgeneration dabei, Holz bereitzustellen und damit die Kapazität des Walds mit seiner klimaschützenden Wirkung zu erhalten. Die deutschen Wälder haben zuletzt jährlich mehr als 62 Millionen Tonnen CO2 gebunden, also um diese Menge die Atmosphäre entlastet. Das waren rund 7 Prozent der deutschen CO2-Emissionen1. Und die Holzmenge in bestehenden Wäldern steigt weiter, weil Stammumfang und Höhe der Bäume zunehmen: Von den 117,4 Millionen Kubikmetern, die jährlich als Zuwachs entstehen, werden 67,3 Prozent eingeschlagen. Das übrige Drittel verbleibt als Vorratsaufbau im Wald oder wird zu Totholz2.
Durch Holzverwendung am Bau werden energieaufwendige Materialien wie Beton oder Stahl sowie fossile Energieträger ersetzt. Mehr Holzbau bedeutet nicht nur mehr CO2-Bindung über viele Jahrzehnte in verwendeten Baustoffen, sondern auch mehr Späne und Hackschnitzel. Als idealer Rohstoff für Pellets fallen sie beim Einsägen der Baumstämme in großen Mengen an.
Deshalb waren Holzpellets in den letzten zehn Jahren im Durchschnitt 30 Prozent günstiger als Heizöl und Erdgas. Zusätzliches CO2 entsteht beim Verbrennen von Holz nicht, denn bliebe es im Wald, würde durch den biologischen Abbau dieselbe Menge freigesetzt. Auf die nutzbare Energie hätte man verzichtet und könnte damit nicht fossile Brennstoffe wie Gas oder Öl ersetzen.
Aktuell verändert die Bundesregierung die Energie- und Klimapolitik in Deutschland. Durch die CO2-Bepreisung werden fossile Energieträger wie Heizöl oder Erdgas teurer. Damit sollen ihre Folgekosten für Klima, Umwelt und Gesellschaft, wenn auch unvollständig, abgebildet werden. Im Gegensatz zu fossilen Energien stehen Holzpellets für eine weitgehend klimaneutrale Herstellung und sind von der künftigen CO2-Bepreisung nicht betroffen. Beim Ersatz einer veralteten Ölheizung durch eine Pelletheizung lassen sich bis zu 93 Prozent der zuvor emittierten Treibhausgase einsparen.
Der zu erwartende Mehrbedarf an Pellets kann wohl auch künftig durch den europaweiten Spitzenwert an Holzvorräten in deutschen Wäldern und die in großer Menge anfallenden Sägenebenprodukte aus heimischer Produktion (aktuell 6 bis 7 Millionen Tonnen im Jahr) gedeckt werden. Die Produktion von Holzpellets nimmt seit Jahren stetig zu. Deutschland ist bis heute regelmäßig Nettoexporteur von Pellets gewesen – das heißt, dass rein rechnerisch mehr Pellets produziert als inländisch verbraucht wurden. Holz steht im Verruf, bei der Verbrennung die Umgebung mit Feinstaub zu belasten. Tatsächlich bilden im Kaminofen langsam vor sich hin glimmende Holzscheite ohne ausreichende Luftzufuhr unnötige Rauchgase. Anders der Abbrand im Pelletkaminofen oder in einer modernen Zentralheizung: Der Betrieb ausgereifter Serienprodukte mit automatischer Temperaturkontrolle, Brennstoff- und Luftzufuhr garantiert vollständige Verbrennung, also maximale Energieausbeute bei minimalen Emissionen. Sichtbar wird das an den vom Schornsteinfeger gemessenen Abgaswerten und einem kaum erwähnenswerten Ascherest.
Doch es liegt auch an der Beschaffenheit des Brennmaterials. Holzpellets mit dem Zertifikat EN-plus, und damit rund 97 Prozent der deutschen Produktion, sind standardisierte Energieträger von gleichbleibend hoher Qualität. Dieses Zertifikat hat das Deutsche Pelletinstitut (Depi), Tochter des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbandes (DEPV), 2010 entwickelt und mit dem österreichischen Verband Pro Pellets Austria umgesetzt. So tragen Pelletöfen und -feuerungen nur 0,4 Prozent zum gesamten Staubaufkommen in Deutschland bei. Für saubere Luft sind sie daher kein Problem, sondern ein Lösungsansatz – das gewährleistet unter anderem die strenge Gesetzgebung zur Luftreinhaltung gemäß der Ersten Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes4.
Pelletheizungen bewähren sich beim Neubau und bei der Heizungserneuerung im Altbau, vom Kaminofen im Wohnzimmer bis zur Prozesswärme in Großanlagen. Mittlerweile knapp 300.000 Anlagen werden in Deutschland als Zentralheizung im Ein- und Zweifamilienhaus genutzt, wo zuvor eine Ölheizung stand. Ein Drittel der Pellets geht in größere Feuerungen kommunaler Einrichtungen oder Nahwärmenetze, dient zur Beheizung mehrgeschossiger Wohnungsbauten oder Hotels und für andere Zwecke, bei denen Wärme benötigt wird. Beispiele dafür sind die Dampferzeugung, die Lebensmittelherstellung, Gärtnereien oder die Beheizung von Schwimmbädern. Sogar ein Fußballbundesliga-Stadion erzeugt seine Wärme mit Holzpellets.
Bei öffentlichen Aufträgen muss das Vergaberecht berücksichtigt werden, das auch immer mehr private Betreiber einhalten wollen. Es fällt vielfach schwer, in Ausschreibungen relevante Änderungen bei Normen, Gesetzen und Richtlinien zu berücksichtigen – Grundlage für einen rechtlich sicheren Vertragsabschluss. Aktuell liegt hierfür eine vom Depi erstellte, juristisch geprüfte Ausschreibungsvorlage für die Lieferung von EN-plus-zertifizierten Holzpellets oder Hackschnitzeln als Brennstoff vor, die von Anlagenbetreibern kostenlos genutzt werden kann.
Die Unterlagen des Depi beinhalten neben den üblichen Formularen wie Bewerbungsbedingungen, Leistungsbeschreibung, Rahmenvertrag und Angebotsschreiben auch Tabellen zur Bewertung der eingegangenen Angebote. Die Muster-Ausschreibungsunterlagen können im Internet kostenlos als Paket oder einzeln heruntergeladen werden.
Die EU-weite Korrektur des Emissionshandels, die zu erwartenden Preisaufschläge bei Heizöl und Erdgas sowie eine ansteigende Bauquote mit Holz werden also die Energiepolitik und den Wärmemarkt bei uns verändern. Sägeneben- produkte als einheimischer, regional verfügbarer Rohstoff beziehungsweise Holzpellets als daraus gefertigter Holzbrennstoff werden in den kommenden Jahren ausreichend und zu einem günstigen Preis verfügbar sein, trotz einer allmählich ansteigenden Nachfrage – dank des kon tinuierlich zunehmenden Holzvorrats im deutschen Wald. Zusammen mit der zur Verfügung stehenden optimierten Verbrennungstechnik sind Holzpellets eine bewährte Option, erneuerbar zu heizen. Und das in vielen Varianten: im Neubau, beim Austausch der Ölheizung oder in größeren Gebäuden und zur Prozesswärmeerzeugung. Der Staat fördert diese klimafreundlichen Heizungen. Seit 1. Januar 2021 erhalten zum Beispiel Einfamilienhausbesitzer bis zu 30.000 Euro Zuschuss für eine Pelletfeuerung.
Literatur
1 Schmitz, F.: Herausragendes aus der Kohlenstoffinventur 2017. AFZ-Der Wald 14/2019. Seite 35
2 Jahresbericht 2017. Johann Heinrich von Thünen-Institut (Hrsg.), Braunschweig 2018. Veröffentlicht auf www.thuenen.de, ISSN 1869-0661
3 Depi, errechnet auf Basis von Umweltbundesamt 2018: Emissionsbilanz erneuerbarer Energieträger
4 Erste Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes. Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen vom 26. Januar 2010 (BGBl. I Seite 38), die zuletzt durch Artikel 105 der Verordnung vom 19. Juni 2020 (BGBl. I Seite 132) geändert worden ist