Die BtB Gmbh ist einer der größten Fernwärmenetzbetreiber im Raum Berlin. Zur Erschließung einer Wohnanlage in der Köllnischen Vorstadt mussten eine vielbefahrene Verkehrsachse und zwei Bahnbrücken gequert werden. Brugg Pipes nutzte ein Spülbohrverfahren zur Verlegung ihres Flexwell-Fernheizkabels.
Die BTB wurde 1990 gegründet und hat sich schon früh auf die Erzeugung von Wärme und Strom aus Kraft-Wärme-Kopplung spezialisiert. Über ihr Wärmeverbundnetz versorgt sie rund 80.000 Wohnungen, Gewerbeimmobilien, die Industrie und öffentliche Einrichtungen mit Wärme, Strom, Kälte und Dampf. Drei moderne Heizkraftwerke mit einer thermischen Gesamtversorgungsleistung von rund 380 Megawatt versorgen das mehr als 140 Kilometer umfassende Fernwärmeverbundnetz. Um die herausfordernde Trasse für die Wohnanlagen Köpenick Nord mit Fernwärme versorgen zu können, war eine Distanz von rund 500 Meter zu überwinden. Dazu musste eine Trasse entlang einer Hauptverkehrsachse im Berliner Ortsteil Köpenick neu gebaut werden. Der vielbefahrene Glienicker Weg musste ohne Beeinträchtigung des fließenden Verkehrs gequert werden. Bei der Unterquerung von zwei Eisenbahnbrücken waren zudem strenge Auflagen der Deutschen Bahn einzuhalten.
Das Bauvorhaben wurde deshalb auf fünf Bauabschnitte aufgeteilt. Drei Strecken wurden durch Spülbohrungen überbrückt, zwei im offenen Graben gebaut. Verlegt wurde das größte Fernheizkabel von Brugg Pipes, der Typ 200/310 mit Nennweite 150 Millimeter und einem Außendurchmesser von 313 Millimetern. „Dabei hatten wir drei kritische Abschnitte zu überwinden“, erinnert sich Mario LeClair, Obermonteur der Brugg Rohrsysteme GmbH.
Der größte Abschnitt, der in Köpenick an einem Stück gebaut wurde, war 188 Meter lang. 150 Meter davon wurden durch eine unterirdische Spülbohrung im Horizontalbohrverfahren (englich: Horizontal Directional Drilling; HDD) verlegt. Dabei kommt eine dreidimensional steuerbare Spüllanze, bestehend aus biegbaren Stahlrohrabschnitten, zum Einsatz. Diese wird durch das Erdreich vorangetrieben. Eine umweltneutrale Bohrsuspension transportiert hierbei den feinkörnigen Anteil des ausgebohrten Bodens in die Start- beziehungsweise Zielgrube. In der Zielgrube wird ein dem Durchmesser des Fernheizkabels entsprechender Aufweitkopf (englisch: Reamer) mit dem einzuziehenden Fernheizkabel an das Bohrgestänge montiert. „Im Rückwärtsgang wurden dann unter Zugabe von Bentonit das Bohrloch aufgeweitet und gleichzeitig das Flexwell-Fernheizkabel eingezogen“, erklärt Mario LeClair.
„Der Vorteil des Fernheizkabels ist, dass es wie ein Kabel gehandhabt und bis zu einer Länge von 235 Metern an einem Stück geliefert und verbaut werden kann“, sagt Ingolf Demant, Gebietsverkaufsleiter bei Brugg Rohrsysteme. Auch für das Horizontalbohrverfahren ist es bestens geeignet: Dank seines glatten, durchgehenden Außenmantels kann es direkt in den Bohrkanal eingezogen werden. Dazu ist es schnell verlegt: Schweißnähte alle 6 oder 12 Meter, wie beim herkömmlichen Kunststoffmantelrohr, entfallen. Selbst das Abpolstern der Bögen, um die Wärmedehnung abzufangen, ist überflüssig: Das Brugg-Fernheizkabel ist selbstkompensierend. Gerade einmal sechs Wochen dauerte so die Bauzeit der neuen Trasse. Die Gesamtkapazität der Zuleitung beträgt ungefähr 10 Megawatt. Martin Loske, Projekt und Bauleiter der BTB Berlin, freut sich: „In kurzer Zeit konnten wir so die Wohnanlage erschließen und werden zukünftig 870 Wohnungen mit CO2-freundlicher Fernwärme versorgen.“