Bereits heute leben 50% der Menschen weltweit in Städten, bis 2025 sollen es 70 % sein. Ein wichtiger Baustein, um diesen Lebensraum zukunftsfähig zu gestalten, ist klimagerechtes Planen und Bauen. Beim 16. Steinforum der braun-steine GmbH im April in Neu-Ulm informierten sich mehr als 200 Planer und Bauentscheider über die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der Freiraumplanung.
Effiziente Nutzung von Flächen, ein möglichst geringer Ressourcenverbrauch und eine funktionsfähige grün-blaue Infrastruktur – das sind die Aspekte, die sowohl Städteplaner als auch die Bauwirtschaft unmittelbar betreffen. „Die Herausforderung ist, die Qualität des Lebensraums in der Stadt zu erhöhen“, so Felix Braun, Geschäftsführer von braun-steine. Konzepte gebe es viele, gefragt seien innovative und praxisnahe Lösungen. „Wir wollen gemeinsam mit Ihnen an zukunftsfähigen Lösungen für Städte und Freiräume arbeiten“, sagte Felix Braun zu den teilnehmenden Planern, Technikern, Bauausführenden und kommunalen Entscheidern beim Steinforum.
Bei Gebäuden ist nachhaltiges Bauen bereits angekommen, wie Stephan Anders in seinem Vortrag aufzeigte. Er ist Abteilungsleiter Netzwerk und Beratung der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) e.V. in Stuttgart. Die DGNB entwickelte ein eigenes Zertifizierungssystem, das den gesamten Lebenszyklus eines Projekts betrachtet und bewertet. Dabei spielen auch die verwendeten Materialien eine Rolle. Da rund 53 % des Abfallaufkommens in Deutschland aus Bau- und Abbruchabfällen besteht, liegt dort ein großes Recycling-Potenzial. „Wir müssen die Materialien in Kreisläufen halten“, sagt Anders. Nutzen, was schon da ist – das gilt auch für Gebäude. Besser als neu zu bauen ist es, im Bestand zu sanieren und zu optimieren. „Der Neubau eines Gebäudes erhöht die CO2-Emmissionen massiv.“
Dass Klimagerechtes Planen und Bauen ein wichtiger Baustein ist, um Städte zukunftsfähig zu gestalten, ist seit Jahren bekannt. Doch der Weg von der Theorie zur Praxis, von der Vision zur konkreten Umsetzung ist holprig. Dabei sind sowohl der Handlungsbedarf als auch die Konzepte seit Jahrzehnten bekannt. „Es scheitert nicht am Wissen, sondern am Tun“, weiß Jan Dieterle. Er ist als Professor für „Nachhaltige Freiraum- und Stadtgestaltung“ an der Frankfurt University of Applied Science tätig. Auch wenn Stadtumbau nicht von heute auf morgen geschieht ist das kein Grund, nicht anzufangen. Wo eine Straße ohnehin erneuert werden muss, ließe sich die Umgestaltung in einen Retentionsraum gleich integrieren. Das Scheitern von Projekten habe allerdings oft banale Ursachen: es fehlt an Kommunikation, Konsens und Verantwortlichkeiten.
Ein Beispiel, was mit Kommunikation und Konsens möglich ist, ist die Umgestaltung der historischen Mitte in Leinfelden-Echterdingen, wie Sabine Martin, Fachberaterin bei braun-steine, in ihrer Präsentation darstellte. Dort wurde der vorhandene Porphyr ausgebaut. Anstatt den wertvollen Rohstoff zu zerkleinern, in der Tragschicht zu verarbeiten und durch einen Betonstein mit Recyclinganteil zu ersetzen, entwickelte man bei braun-steine daraus einen völlig neuen Stein, der in der Stadt wieder eingebaut wurde. Projekte wie dieses tragen dazu bei, die theoretischen Anforderungen an zukunftsfähiges Bauen und klimagerechte Stadtentwicklung praxisnah umzusetzen.
Erfolgreiche Umbauprojekte, egal ob es sich um einen Ortskern in Echterdingen oder „Leuchtturmprojekte“ wie die Transformation Kopenhagens zur Schwammstadt oder die nachhaltige Stadtentwicklung Bilbaos handelt, haben eins gemeinsam, wie der abschließende Vortrag von Andreas Reiter, Leiter des ZTB Zukunftsinstituts in Wien beim Steinforum zeigte. Sie basieren auf einer „Intelligenten Komplizenschaft“ aus Betrieben, Behörden, Bürgern sowie Bildung und Wissenschaft. Wo Menschen sich vernetzen und gemeinsam ein Ziel verfolgen, bleibt die Stadt der Zukunft nicht nur Vision, sondern wird Realität.
Foto: Andreas Reiter, Sabine Martin, Andreas Brunkhorst, Jan Dieterle, Stephan Anders, Charlotte Hübsch, Felix Braun (von Links nach rechts)