Auf der Jahresauftaktveranstaltung „GaLaBau Ausblicke“ des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen e. V. (VGL NRW), die traditionell im Rahmen der Internationalen Pflanzenmesse IPM stattfindet, stand in diesem Jahr die Kreislaufwirtschaft im Mittelpunkt. Im Congress Center Ost der Messe Essen kamen Experten, Fachleute und Interessierte zusammen, um innovative Ansätze und praktische Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft zu diskutieren.
Nachhaltige Transformation als wirtschaftliche Chance
Josef Mennigmann, Präsident des VGL NRW, betonte in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft als zentralen Bestandteil der wirtschaftlichen Zukunft der Branche: „Die Kreislaufwirtschaft ist kein abstraktes Konzept, sondern eine greifbare Strategie, die Nachhaltigkeit mit wirtschaftlichem Erfolg verbindet. Als Branche haben wir die unternehmerische Aufgabe, diesen Markt aktiv mitzugestalten und neue Zukunftsmärkte zu erschließen.“ Er unterstrich die Verantwortung des Garten- und Landschaftsbaus als Gestalter von Lebensräumen: „Wir stehen an der Schnittstelle zwischen Natur und urbaner Infrastruktur. Dachbegrünungen, Schwammstädte und der Einsatz von Recyclingmaterialien sind nur einige Beispiele, wie wir aktiv zur Klimaanpassung und Ressourcenschonung beitragen können.“
Impulse für zirkuläre Ansätze im GaLaBau
Die Vorträge der Veranstaltung boten vielfältige Perspektiven auf das Thema. Aloys Oechtering, Geschäftsführer der REMONDIS SmartRec GmbH, stellte die wachsende Bedeutung der Kreislaufwirtschaft im Zuge des EU Green Deals vor sowie die Potenziale von Biomasse, die Substitution von Torf und die Nutzung von Rezyklaten. Mit der RETERRA Service GmbH, einem Unternehmen der REMONDIS Gruppe und Fördermitglied im VGL NRW, bieten sie dem Garten- und Landschaftsbau einen Partner in der Ver- und Entsorgung: „RETERRA ist spezialisiert auf die Behandlung, Verwertung und Vermarktung sowohl biologischer Rohstoffe als auch organischer Reststoffe. Wir schließen damit Stoffkreisläufe innerhalb der Branche und tragen so zusammen mit unseren Kundinnen und Kunden erheblich zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz bei“, so Oechtering.
Kreislaufwirtschaft als Modell für nachhaltige Städte
Dr. Carsten Gerhardt, Physiker und Gründer der Initiative Circular Valley mit Sitz in Wuppertal, präsentierte zukunftsweisende Ansätze aus der erweiterten Rhein-Ruhr-Region. „Wir haben hier das Potenzial, ein weltweites Vorbild für nachhaltige urbane Entwicklung zu sein“, betonte Gerhardt. Den Kern von Circular Valley – dem „Silicon Valley“ der Kreislaufwirtschaft – bilde eine Stiftung, darüber hinaus werde ein bedeutender Anteil in Öffentlichkeitsarbeit investiert: „Die Umsetzung zirkulärer Lösungen erfordert insbesondere ein Mitwirken der Konsumentinnen und Konsumenten“, so Gerhardt. Ein weiterer wichtiger Baustein sei die Vernetzung und Unterstützung von Jungunternehmen aus aller Welt, um neue und innovative Ideen entstehen zu lassen. Mit ihrem Netzwerk aus Wirtschaft und Wissenschaft erarbeite die Stiftung so Handlungsempfehlungen für die Politik, um dem Ziel einer nachhaltigen, geschlossenen Kreislaufwirtschaft gerecht zu werden.
Martin Belz, gelernter Landschaftsgärtner und Senior Expert bei CityArc, hob mit seinem Vortrag die bedeutende Rolle des Garten- und Landschaftsbaus in der Umsetzung dieser urbanen Entwicklung hervor. Er beleuchtete, wie Betriebe den Herausforderungen städtischer Nachverdichtung, der Nachnutzung bestehender Bauwerke und der Gestaltung ohne zusätzliche Flächen gerecht werden können – der Schlüssel zu klimaresilienten Städten sei dabei der kreative Einsatz von Dach- und Fassadenbegrünungen. „Damit können wir entscheidend dazu beitragen, Städte klimafit zu machen und zugleich neue ästhetische Maßstäbe zu setzen“, so Belz. Der Nutzen für den GaLaBau sei enorm: „Die Nachfrage steigt, Fördermittel sind da – deshalb ist es wichtig, dass wir uns als die Experten für Grün positionieren und umweltfreundliche Lösungen bieten. Damit erschließen wir uns neue, zukunftsgerichtete Geschäftsfelder!“
Klimapositiv statt klimaneutral – und der Mut, neue Wege zu gehen
Prof. Dr. Michael Braungart, Nachhaltigkeitspionier und Entwickler des Cradle to Cradle-Konzepts, gab den Teilnehmenden in seinem visionären Vortrag abschließend eine eindrückliche Botschaft mit auf den Weg: „Lassen Sie uns klimapositiv statt klimaneutral sein. Lassen Sie uns Gutes für das Klima tun – nicht weniger Schlechtes. Denn für ‚weniger schlecht‘ sind wir zu viele Menschen.“ Er appellierte an die Gäste, mutig neue Wege zu gehen und die Zukunft aktiv zu gestalten. Dabei verwies er auf ein intelligentes Design als entscheidenden Faktor, um die „Verwaltung von Müll“ zu vermeiden: „Das Kriterium der Kreislauffähigkeit wird erreicht, indem Produkte bereits so designt werden, dass ihre Materialien in der Biosphäre oder in der Technosphäre zirkulieren und immer wieder Nährstoff für etwas Neues werden können.“ So können auch Häuser wie Bäume und Städte wie Wälder fungieren – und der Garten- und Landschaftsbau mit seiner Expertise seinen Teil dazu beitragen.