In der Diskussion um das Artensterben steht die Bewirtschaftung von Grünflächen, insbesondere die Mahd, häufig im Fokus. Neben einem ökologisch orientierten Pflegemanagement, bei dem etwa Teilflächen bewusst belassen werden, rücken auch technische Lösungen zur Reduktion von Schädigungen an Insekten und Kleinstlebewesen in den Mittelpunkt. Eine aktuelle Untersuchung der Fakultät Agrarwissenschaften der Universität Hohenheim hat die Wirksamkeit von Scheuch-Vorrichtungen untersucht – mit eindeutig positivem Ergebnis.
Das Ziel der im Rahmen einer Bachelorarbeit durchgeführten Praxisversuche war es, Scheuch-Vorrichtungen an einem handgeführten Hochgrasmäher unter realitätsnahen Bedingungen praxisnah und reproduzierbar zu evaluieren. Hintergrund war, dass es zwar zahlreiche Vorrichtungen dieser Art auf dem Markt gibt, jedoch bislang keine wissenschaftlich fundierten Nachweise für deren Wirksamkeit – insbesondere im Hinblick auf den Schutz von Insekten – vorliegen. Ergänzend wurden weitere Einflussfaktoren, wie die Anzahl der Messerbalken, untersucht.
In den Versuchen kam eine Scheuch-Vorrichtung von AS-Motor zum Einsatz, montiert an einem Allmäher AS 63 2T ES. Diese wurde entwickelt, um flugfähige Insekten in ausreichender Entfernung vor dem Mähwerk aufzuschrecken, sodass sie genügend Zeit haben, den Gefahrenbereich zu verlassen. Die Vorrichtung besteht aus einem elastischen Kunststoffstab, der sich flexibel in Höhe, Abstand und Widerstand einstellen lässt. Über eine Adapterlösung kann sie an den Allmähern AS 62 und AS 63, den Schlegelmähern
AS 701 und AS 901, dem Raupen-Schlegelmäher AS 1000 Ovis RC, der Sichelmähraupe AS 990 Tahr RC sowie der gesamten Sherpa- und YAK-Familie angebracht werden.
Zur Evaluierung kam ein Fangkastenverfahren zum Einsatz, bei dem Fluginsekten direkt in ihrer natürlichen Fluchtbahn – vertikal über dem Bestand – abgefangen werden. Um ein möglichst hohes Insektenaufkommen sicherzustellen, wurde als Testfläche eine blütenreiche Wiese mit einem hohen Kräuteranteil von 80 Prozent ausgewählt und die Mahd bei wenig Bewölkung am Nachmittag durchgeführt. Das Ergebnis ist eindeutig: Mit Scheuch-Vorrichtung wurden durchschnittlich 7,3 Fluginsekten pro Überfahrt aufgefangen, ohne Vorrichtung nur 2,5 – ein nahezu dreifacher Effekt. Jede der mehrfachen Wiederholungen bestätigte den Trend, bei geringer Standardabweichung.
Die Versuche haben auch gezeigt, dass die Positionierung der Scheuch-Vorrichtung für deren Wirksamkeit entscheidend ist. Nur wenn diese den Bestand in ausreichender Entfernung vor dem Mähwerk stimuliert, kann ein wirksamer Fluchtimpuls ausgelöst werden. Vorhandene Konstruktionselemente wie der vordere Holm oder das serienmäßige Schutztuch eines Mähers sind in dieser Hinsicht deutlich weniger effektiv. Der Abstand dieser Bauteile zum Mähwerk ist zu gering, um eine rechtzeitige Reaktion der Fluginsekten zu ermöglichen. Die AS-Motor Scheuch-Vorrichtung lässt sich einfach montieren, bei Bedarf einklappen und beeinträchtigt weder bei Arbeiten am Hang noch in unebenem Gelände. Die an zahlreichen Geräten einsetzbare Vorrichtung ist damit ergänzend zu einem sinnvollen Pflegemanagement eine einfache technische Lösung, um faunaschonender zu mähen.
Weniger Messer, weniger Sog, weniger Schaden
Ein weiterer Feldversuch zeigt eine zusätzliche technische Möglichkeit auf, Insekten und Kleinstlebewesen bei der Mahd zu schützen. Im eingesetzten Hochgrasmäher ist serienmäßig ein Kreuzmesser mit zwei Messerbalken verbaut. Für den Versuch, bei dem faunistische Attrappen im Bestand platziert wurden, wurde ein Balken entfernt, um die Auswirkungen reduzierter Schnittbewegungen auf die Fauna zu untersuchen. Die Ergebnisse sprechen auch hier eine eindeutige Sprache: Mit dem Einzelmesser blieben im Durchschnitt 47 Prozent der Attrappen unbeschädigt, mit dem Kreuzmesser lediglich 39 Prozent. In vergleichbaren Versuchsanordnungen mit identischer Schnitthöhe und Aufwuchshöhe führte das Einzelmesser somit zu einer doppelt so hohen Überlebensrate der faunistischen Attrappen.
Um das Ergebnis besser einordnen zu können, wurde in einem begleitenden Labortest die vertikale Luftgeschwindigkeit und der daraus resultierende Sog an verschiedenen Stellen unter dem Mähdeck gemessen. Der Test verdeutlicht die Ursache. So erzeugt das Kreuzmesser entlang der Mittelachse des Mähers eine Luftgeschwindigkeit von bis zu
6 m/s, das Einzelmesser hingegen nur 5 m/s. Der damit verbundene reduzierte Aufwärtssog verringert die Wahrscheinlichkeit, dass Kleinstlebewesen aus dem Bestand in die Messerzone gesogen werden. Die Anzahl der Messer beeinflusst damit nicht nur die mechanische Kontaktwahrscheinlichkeit, sondern auch die luftdynamischen Kräfte im Schneidraum. Durch die Verwendung eines Einzelmessers können so ungewollte Faunaschäden weiter reduziert werden, insbesondere bei Schnittgut, das nicht geborgen, sondern gemulcht wird.
Technische Möglichkeiten konsequent nutzen
Die Ergebnisse machen deutlich: Mahd ist und bleibt ein notwendiger Eingriff – gerade um ökologisch wertvolle Flächen vor Verbuschung oder Verwaldung zu schützen. Gleichzeitig bedeutet jeder Schnitt jedoch auch eine potenzielle Gefährdung für Insekten und Kleinstlebewesen. Der Vorgang des Mähens, insbesondere des Mulchens, verlangt daher ein ständiges Abwägen zwischen Pflegeziel und Faunaschutz. Umso wichtiger ist es, vorhandene technische Möglichkeiten bei der Mahd konsequent zu nutzen. Scheuch-Vorrichtungen und eine reduzierte Messeranzahl sind einfache, wirksame Mittel, um den Eingriff so schonend wie möglich zu gestalten. Wer Verantwortung für den Erhalt artenreicher Lebensräume übernimmt, sollte sie als festen Bestandteil eines durchdachten Pflegemanagements betrachten.
Quelle: AriensCo GmbH