„Kommunen haben jetzt die einmalige Chance, aktiv zu werden und die finanzielle Unterstützung durch die Konjunkturpakete für ihre digitale transformation zu nutzen.“ dessen ist sich Jürgen Pruss, Chief technology officer Government bei dell technologies in deutschland, sicher. der Kommunale Beschaffungs-dienst hat mit ihm gesprochen.
|Die Pandemie hat der digitalisierung aus einer Zwangslage heraus einen enormen Schub verliehen. wie wird sich das auf die weitere digitale Transformation des öffentlichen Sektors auswirken?
Es stimmt, die Krisensituation hat die Digitalisierung enorm beschleunigt. Sie ist aber bei Weitem nicht der einzige Treiber. Das Onlinezugangsgesetz ist seit 2019 in Kraft und verpflichtet Bund, Länder und Kommunen, den Bürgern bis Ende 2022 insgesamt 575 Verwaltungsleistungen online bereitzustellen. Bei der Umsetzung dieser Vorgaben sind wir auf einem guten Weg, Ende 2020 waren bereits 315 Services verfügbar, wenn auch meist nur in bestimmten Kommunen. Das hängt mit der Vorgabe zusammen, aus Effizienz- und Kostengründen nach dem EfA-Prinzip (Einer für alle) über die „Förderalgrenzen“ hinweg zu entwickeln. Dabei werden die neuen Services von einzelnen Ländern entwickelt und erprobt, bevor sie bundesweit eingeführt werden. Obwohl das für alle Beteiligten neues Terrain ist, stehen die Chancen günstig, das selbstgesteckte Ziel bis 2022 zu erreichen. Damit ist jedoch nur ein erstes Etappenziel erreicht.
|Was sind die wichtigsten Aktionsfelder bei der Digitalisierung öffentlicher Dienste?
Die fünf wichtigsten Digitalisierungsaspekte betreffen die IT-Infrastruktur, die Software, die Daten, die IT-Sicherheit und die Mitarbeiter. Für die Hardware-Basis sind hybride Infrastrukturen, Software-defined Datacenters und offene Plattformen die erste Wahl. Sie bieten eine hohe Skalierbarkeit, ohne teure Ressourcen für kurzfristige Nachfragespitzen vorhalten zu müssen, die die meiste Zeit ungenutzt bleiben. Gleichzeitig sind sie die perfekte Basis für die Entwicklung und Bereitstellung moderner Anwendungen sowie den sicheren Umgang mit Daten. Die Datenschutz-Grundverordnung stellt dafür den für alle verbindlichen Richtlinienkatalog. Der ständig wachsende Daten-Pool in öffentlichen Händen ist ein potenzielles Angriffsziel für Cyberkriminelle und muss daher strikt abgesichert werden. Dabei wiederum hilft eine moderne IT-Infrastruktur, die effizienter geschützt werden kann als alte Serverfarmen und Legacy-Systeme. Sie stellt auch die geeigneten Plattformen bereit, auf denen Mitarbeiter und Dienstleister mithilfe von Container-Technologien, Big Data, künstlicher Intelligenz und Machine Learning neue digitale Services generieren können.
|Die digitalisierung ist nicht zum Nulltarif zu haben. welche finanziellen Mittel stehen den Behörden dafür zur Verfügung?
Die öffentlichen Budgets von Ländern und Kommunen sind aktuell stark belastet. Also muss konsolidiert und gespart werden. Andererseits darf nicht übersehen werden, dass gerade die Aufwendungen für die Digitalisierung die beste Investition in die Zukunft sind, denn mittel- und langfristig steigern sie die Effizienz der internen Abläufe und der externen Services. Um diese Anlaufkosten zu stemmen, stehen Mittel aus den Konjunkturpaketen aus Deutschland und der EU bereit. Deutschland stellt 130 Milliarden Euro zur Verfügung, die EU rund 750 Milliarden Euro. Davon sind zwischen 10 und 15 Prozent für Digitalisierungsmaßnahmen geplant, die zu einem großen Teil dem öffentlichen Sektor zugute kommen sollen. Diese Finanzhilfen stehen allerdings nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung. Deshalb ist es für Kommunen umso wichtiger, jetzt aktiv zu werden und die finanzielle Unterstützung für die Beschleunigung der digitalen Transformation ihrer Dienstleistungen zu nutzen. Dabei helfen moderne IT-Lösungen wie Hyper-konvergente Infrastrukturen und Software-defined Datacenters, die aufgrund ihrer niedrigen Opex-Kosten die Fördertöpfe optimal ausnutzen und so den Stadtsäckel mittel- und langfristig entlasten.