Viele Kommunen leiden unter klammen Kassen. Was vielen Verantwortlichen jedoch nicht bewusst ist: Wie Privatbesitzer und Unternehmen können auch Behörden jedes Jahr aufs Neue Prämien für E-Fahrzeuge und öffentlich zugängliche Ladestationen beantragen. Wie ein neues Berechnungs-Tool zeigt, kommen so potenziell sechsstellige Eurobeträge zusammen.
Um die Umwelt zu schonen und Treibhausgasemissionen zu verringern, wurde die E-Mobilität in den letzten Jahren gezielt gefördert. Aufgrund der großen Nachfrage sind die meisten Fördertöpfe derzeit allerdings leer. Es gibt jedoch weiterhin Ausnahmen. Dazu gehört die sogenannte THG-Prämie, die von E-Fahrzeugbesitzern jährlich beantragt werden kann. Was viele jedoch nicht wissen: Die Quote gilt nicht nur für E-Autos, sondern für nahezu alle E-Fahrzeuge sowie für öffentlich zugängliche Ladestationen. Und nicht nur das. Denn anders als von vielen angenommen können nicht nur private Besitzer von der THG-Prämie profitieren, sondern auch Behörden und Unternehmen. Bis 2030 können so bei größeren E-Fuhrparks und je nach Anzahl der Ladestationen mitunter sechsstellige Eurobeträge an Prämien zusammenkommen.
Als Folge des Pariser Klimaschutzabkommens sind Mineralölkonzerne per Gesetz dazu verpflichtet, strikte Treibhausgasminderungsquoten (THG-Quote) einzuhalten. Bis 2030 steigt diese Quote zudem weiter an. Halten die Konzerne die Quote nicht ein, müssen sie teils saftige Strafen zahlen. Letztlich sollen die Inverkehrbringer von umweltschädlichen Mineralölen so den Umstieg auf E-Mobilität mitfinanzieren und so vorantreiben.
Je nach Modell liegt die THG-Prämie pro E-Auto zurzeit üblicherweise im dreistelligen Euro-Bereich. Dabei gilt die Faustregel: Je größer das Fahrzeug, desto größer die Prämie. Für E-Busse gibt es also mehr Geld als für einen kleinen PKW oder einen E-Roller. Für fortschrittliche Kommunen ist zudem interessant, dass für öffentlich zugängliche Ladesäulen ebenfalls eine E-Prämie beantragt werden kann.
Mit neuem Tool lassen sich Prämien für ganze Fuhrparks berechnen
Auf WirkaufendeineTHG.de gibt es nun auch erstmal ein Tool, mit dem die Gesamtsumme aller zu erwartenden Prämien errechnet werden kann. Wie sich beim Test zeigt, können so – je nach Anzahl der E-Fahrzeuge und deren Fahrzeugklasse – über die Jahre teils sechsstellige Prämien einnehmen. Da sich nicht mit Sicherheit sagen lässt, wie sich der Markt und die Bedingungen rund um die THG-Quote entwickeln werden, handelt es sich dabei naturgemäß um Schätzwerte. Bei der Nutzung des Tools zeigt sich jedoch, dass selbst kleinere Kommunen bis 2030 eine nicht zu vernachlässigende Finanzspritze erhalten können.
Link zum Tool https://www.wirkaufendeinethg.de/blog/2024/05/04/thg-quote-berechnen-excel-tool]
Die THG-Zertifikate werden übrigens vom Umweltbundesamt ausgestellt. Ein ähnliches System gibt es auch in Österreich, wo die THG-Prämie als E-Quote bekannt ist. In beiden Fällen ist es im Normalfall jedoch nicht möglich, den Antrag selbst zu stellen. Und auch der Verkauf der THG-Zertifikate an die Mineralölkonzerne erfolgt im Regelfall über Zwischenhändler. Diese auch als Pooler bekannten Zwischenhändler bündeln die Anträge für das Umweltbundesamt und kümmern sich auch um den Verkauf an die Mineralölkonzerne. Dadurch vermindert sich für alle Seiten der Verwaltungsaufwand, was letztlich zu höheren Prämien führt.
Öffentlich zugängliche Ladestationen bringen ebenfalls Geld ein
Für Kommunen, die viele öffentlich zugängliche Ladestationen zur Verfügung stellen, winken zudem weitere Prämien. Wo dies noch nicht der Fall ist, dürfte die Aussicht auf THG-Prämien ein zusätzlicher Anreiz sein, den Auf- und Ausbau entsprechender Ladeinfrastruktur zu beschleunigen. Davon würden letztlich auch alle Bürgerinnen und Bürger profitieren. Denn je mehr Ladestationen zur Verfügung stehen, desto schneller werden sich E-Autos verbreiten. Das wiederum trägt dazu bei, die Treibhausgasemissionen zu mindern – und führt zu sauberer Luft in den Kommunen.