Auf dem Lagarde-Campus in Bamberg entsteht ein neues Stadtquartier, und mit ihm ein Leuchtturmprojekt der Energiewende: Mitten in der Stadt bietet es Platz für 1200 Wohnungen, dazu Gewerbeflächen, soziale Einrichtungen und Raum für kulturelle Angebote. Vor allem aber: Die Energie, die hier verbraucht wird, gewinnen die Betreiber fast ausschließlich aus regenerativen Quellen vor Ort. Wesentliche Elemente des Konzepts sind Wärmepumpen des Herstellers alpha innotec und Solarstrom.
Mehr als hundert Wohnungen sind bereits bezogen und Wärmepumpen des Herstellers alpha innotec liefern die Heizenergie. Je nach Größe und Heizlast des jeweiligen Gebäudes sind in jedem Heizraum zwischen einer und drei Wärmepumpen installiert, im Endausbau werden hier insgesamt rund 70 Maschinen ihren Dienst verrichten. Im Einsatz sind drei verschiedene Modelle: alpha innotec SWP 582, SWP 691 und SWP 561H, wobei das „H“ für Hochtemperatur steht.
Rund 70 Prozent der benötigten Wärmeenergie gewinnen die Stadtwerke mitten in der Stadt aus überwiegend erneuerbaren Ressourcen, die sich auf dem Lagarde-Gelände befinden. Das ist für neue Einfamilienhäuser auf dem Land praktisch Standard, jedoch in einer gewachsenen städtischen Infrastruktur mit Alt- und Neubauten Neuland. Zumal fast ein Drittel der Gebäude Altbauten sind, die meisten davon denkmalgeschützt.
Die Primärenergie aus der Erde liefern zum einen 55 Erdsonden, die 120 Meter tief in den Untergrund getrieben wurden. Zum anderen ließen die Stadtwerke auf insgesamt rund 20.000 Quadratmetern Fläche Erdkollektoren horizontal verlegen – auf den Freiflächen etwa 1,5 Meter unter der Oberfläche.
Für die Verteilung der Primärenergie setzen sie auf ein sogenanntes kaltes Nahwärmenetz. Über dieses Netz erreicht die Sole die Wärmepumpen in den Heizzentralen des Quartiers über relativ kurze Wege. Ein kaltes Nahwärmenetz bietet die Möglichkeit, die angeschlossenen Gebäude im Sommer angenehm zu kühlen. „Dabei wird die Wärme aus den Häusern einfach ins Erdreich abgeführt und gegen kühlere Sole ausgetauscht“, erklärt Stefan Loskarn. Die Wärmepumpen selbst bleiben dabei ausgeschaltet – das Ergebnis ist ein sanfter Kühleffekt, der bis auf den Betrieb der Umwälzpumpen keine Energie kostet. Um den Regenerationseffekt im Erdreich noch zu verstärken, leiten die Quartiersbetreiber auch überschüssige Wärme aus dem Abwasser im Sommer in den Untergrund ein. Der natürliche Wärmespeicher liefert dafür in der Heizsaison wieder mehr Primärenergie für die Wärmepumpen.
Den Strom für das neue Quartier liefern Photovoltaikanlagen, die auf fast allen Dächern installiert sind, die denkmalgeschützten Altbauten allerdings durften nicht mit PV-Modulen bestückt werden. Die 14.000 Quadratmeter Solarpaneele liefern jährlich etwa 2950 Megawattstunden Strom, von denen mehr als ein Drittel in den Betrieb der Wärmepumpen fließt. Der Rest des PV-Ertrags wird ins Stromnetz eingespeist und deckt den sonstigen Strombedarf im Quartier.
Derweil laufen bereits die Erschließungsmaßnahmen für den Abschnitt Lagarde-Ost. Hier sollen weitere 300 Wohneinheiten entstehen. Außerdem wird dort das Medical-Valley-Center Bamberg seinen Sitz haben – mit Pflegeeinrichtung, Büroräumen und einem Gründerzentrum für medizintechnische Startups.
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