– denn praktizierter Umweltschutz fängt auf dem eigenen Betriebsgelände an!
Authentisches Recyclingunternehmen mit hohem Selbstanspruch
REMONDIS gilt heute mit rund 41.000 Beschäftigten als eines der größten privaten Dienstleistungsunternehmen im Bereich der Wasser- und Recyclingwirtschaft. Der Marktführer in Deutschland verfügt zudem über Standorte in mehr als 30 Ländern – allein 850 in Deutschland.Die Betriebsstätte Melsdorf mit ca. 200 Beschäftigten gibt es seit 1988. Auf dem ca. 40000 m2 umfassenden Werksgelände geht es um die Sortierung, Pressung, Behandlung und den Umschlag von Abfall- bzw. Wertstoffen. Dabei ist es unvermeidlich, dass Schmutzfrachten auf Freiflächen gelangen.REMONDIS hat aber einen hohen Selbstanspruch an den Umweltschutz, und das schließt auch die Niederschlagwasserabflüsse auf dem Gelände ein. So sind 3000 m2 der Gesamtfläche überdacht, um Verunreinigungen durch die Sortierung, die Lagerung und den Umschlag verschiedener Stoffe gar nicht erst in die Niederschlagwasserabflüsse gelangen zu lassen.
Selbst für den LKW-Bestand gibt es auf dem Gelände eine Waschhalle mit Ölabscheider. Doch durch Verladetätigkeit und durch die Durchdringung offener Haufwerke mit Regenwasser kann eine Materialverschleppung auf die Freiflächen nicht ausgeschlossen werden. Ein strenges Reinigungskonzept hat sich hier über einen langen Zeitraum bewährt, wie regelmäßige Probenentnahmen und Prüfungen zeigten.
Wanted: havariesichere, technische Lösung
Die bisherige Lösung war jedoch stark abhängig von der strikten Einhaltung entsprechender Reinigungspläne – und damit u.U. störanfällig. Der Betrieb strebte eine technische Lösung an, die Sicherheit garantiert, auch im Falle menschlichen Versagens und selbst bei einem Havarie- oder Brandereignis. Dabei galt es, die engen Platzverhältnisse auf dem Betriebsgelände zu berücksichtigen. Zudem sollte die zeitliche Einschränkung möglichst kurzgehalten werden.
„Wir brauchten eine zuverlässige und wirtschaftliche Lösung unter Flur, die keinen Flächenverbrauch und keine dauerhafte betriebliche Einschränkung bedeutet und die zudem schwerlastfähig ist, damit der Hof weiterhin mit unseren Entsorgungsfahrzeugen (SLW 60) befahren werden kann.“ beschreibt die Betriebsleitung das Anforderungsprofil. Mit diesen Eckpunkten machte man sich mit konzeptionell-fachlicher Unterstützung durch das Schwesterunternehmen UCL Umwelt Control Labor GmbH auf die Suche nach geeigneten Lösungen. Die Branche ist schließlich breit aufgestellt mit einer Vielzahl von Lösungsanbietern für alle denkbaren Anforderungen. Im Rahmen der Auswertung trennte sich dann aber die Spreu vom Weizen. Insbesondere eine Garantie für die zuverlässige und dauerhafte Reduzierung der CSB-Werte deutlich unter 100 mg/l als selbst gestecktes Ziel wollte kein Hersteller geben – mit Ausnahme der ENREGIS GmbH.
Bestmögliche Problemlösung jenseits der Norm
ENREGIS verfügt über eine 15-jährige Expertise in der Niederschlagwasserbehandlung und gilt als namhafte Branchengröße. Die Unternehmensgruppe bietet heute ein breites Produktportfolio im Bereich der blauen und grünen Infrastruktur. Der verantwortungsvolle und sinnvolle Umgang mit Niederschlagwasser innerhalb städteplanerischer Gesamtkonzepte gehört aber nach wie vor zu den Kernkompetenzen.
So nahm sich ein engagiertes ENREGIS® Team, bestehend aus Vertriebsaußendienst, Backoffice und Ingenieuren aus der Technik der REMONDIS Herausforderung an, um die bestmögliche Lösung im Interesse des Kunden zu entwickeln. Bestmöglich bedeutet, dass die Lösung auch jenseits üblicher Normen liegen kann, wenn es projektspezifisch sinnvoll ist. Grundsätzlich kommt dabei dem Kunden zu Gute, dass ENREGIS® über einen breiten, über die Grenzen Deutschlands hinaus gehenden Erfahrungshorizont verfügt, mit dem auch andere Lösungsansätze berücksichtigt werden. Zudem profitiert der Kunde von einem weiteren Vorteil: ENREGIS® entwickelt und produziert neben der Anlagentechnik ebenso die darin zum Einsatz kommenden „Biocalith“ Filtersubstrate. So können Anlagen und Substrate bereits in der Produktentwicklung optimal aufeinander abgestimmt und später kundenspezifisch ausgelegt werden – eine einzigartige Konstellation.
Über den deutschen Tellerrand geschaut
Diese beiden Vorteile würden bei REMONDIS voll zum Tragen kommen. Denn für die oben beschriebenen Anforderungen gibt es eine in Österreich seit Jahren etablierte und nach dortigen Vorgaben zugelassene ENREGIS® Lösung. Konkret handelt es sich dabei um die mehrstufige Behandlungsanlage „ENREGIS/Vivo® Treat MR-F2 HT“. Für kleinere Flächen als einteilige Kompaktanlage konzipiert, besteht sie im gleichen Grundprinzip für größere Flächenableitungen aus mehreren Komponenten, die jeweils bestimmte Funktionen erfüllen.
Innovativ und überzeugend: das ENREGIS® Konzept
In der ersten Stufe, der „ENREGIS/Vivo Pipe®“ Sedimentationsanlage, werden die einfließenden Volumina zunächst von Feststoffen befreit, indem sie in der Absetzzone sedimentieren. Die Leichtflüssigkeitsrückhaltung verhindert zuverlässig die Überleitung von Ölen und Kraftstoffen in die zweite Stufe des Systems, die „ENREGIS/Vivo® Treat“ Behandlungsanlage. Diese ist im unteren Bereich mit ENREGIS/Biocalith® MR-F2 Filtersubstrat befüllt. Das Material garantiert den Rückhalt von AFS sowie organischer als auch anorganischer Frachten und verfügt über eine österreichische Zulassung. Das einfließende Wasser wird oberhalb der Filtersubstratschicht verteilt und durchfließt diese nach unten. Dabei setzen definierte biologisch-chemische Prozesse ein, durch die das Medium von allen übrigen Schmutzfrachten weitestgehend befreit wird. Danach gelangt das gereinigte Wasser zur Ableitung in die Vorflut in einen Sammelschacht. Für einen höchstmöglichen Wirkungsgrad des Filtersubstrats wird parallel zum Ablauf ein Pumpenschacht integriert, über den die Behandlungsstufe vollständig entleert werden kann, sodass sie trockenfällt. In diesem feuchten Milieu in Verbindung mit Sauerstoff kommen die biologischen Abbauprozesse im Biocaltih® zur bestmöglichen Entfaltung. Alle Komponenten werden bei ENREGIS® einbaufertig hergestellt und mittels LKW zum Einbauort geliefert. Die Installation erfolgt „Plug-and-Play“, sodass die Baumaßnahme schnellstmöglich abgeschlossen werden kann. Die stabile Bauweise sowie hochwertiges PE-HD garantieren eine LKW-Befahrbarkeit bis 60 t.
Konkrete technische Auslegung
Damit waren alle technischen Anforderungen für eine havariesichere Lösung bei REMONDIS erfüllt! Und damit auch die Grundvoraussetzung für die ENREGIS Ingenieure, eine konkrete Auslegung zu entwickeln, in deren Rahmen der genaue Umfang der erforderlichen Komponenten ermittelt wird. Insgesamt 7 der oben beschriebenen Anlagen sollten nach den Berechnungen ausreichen, die Wasserströme bestmöglich zu reinigen! Die dazu erarbeitete Offerte überzeugte auch die REMONDIS Geschäftsführung, so dass die innovative ENREGIS® Lösung den Zuschlag erhielt.
Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser
Bei neuartigen Systemen ist Skepsis nachvollziehbar. Diese ENREGIS® Behandlungsanlage ist zwar in Österreich etabliert, aber -abgesehen von der Zuordnung zur DWA-A 102 Flächenkategorie III in Deutschland- noch nicht zertifiziert. Um die Überprüfbarkeit zu gewährleisten, wurde in den Ablaufbereich des ersten Anlagenkomplexes ein Probenentnahmeschacht eingeplant, damit entsprechende Wasserproben gezogen werden können.
Technische Umsetzung in der Praxis
Die Umsetzung der Tiefbaumaßnahme im Sinne des dreistufigen Vertriebsweges erfolgte dann mit Unterstützung des regionalen Handel- und Tiefbaupartners „Wilhelm Gnutzmann Inh. Dohrn & Eggers oHG“ mit Sitz in Wattenbek. Das Projekt wurde baulich in zwei Abschnitte bzw. Standorte geteilt. Der größere Teil wurde im November 2022 gestartet. Anfang März 2023 konnten die Arbeiten vollständig abgeschlossen und abgenommen bzw. die Behandlungsanlage in Betrieb genommen werden.
Spannender Moment: erste Probenentnahmen
Bereits am 13. März konnte die erste Probe mit einem Ergebnis von 44,9 mg/l CSB und am 31. März die zweite Probe mit 27,7 mg/l CSB entnommen werden. Die Wirksamkeit der Anlage wurde also bereits durch die ersten Laborwerte vollumfänglich bestätigt. „Somit erreichen wir eine erhebliche Reduzierung der biologischen Belastung in unserem abfließenden Oberflächenwasser und eine sichere Unterschreitung des oberen Grenzwertes.“ – freut sich die REMONDIS Betriebsleitung über die ersten Ergebnissen – immerhin wären 150 mg/l zulässig. Eine weitere Messung am 11. April belegte mit 27,2 mg/l CSB die März Ergebnisse. Für REMONDIS Bestätigung genug, auch den zweiten Bauabschnitt zu starten. Nach einer längeren Trockenperiode und einem ergiebigen Regenereignis Anfang Juli konnten durch die UCL Umwelt Labor GmbH erneut minimale Ablaufwerte von 25,3 mg/l CSB nachgewiesen werden, sodass davon auszugehen ist, dass sich die ENREGIS®Behandlungsanlage auf diesem niedrigen Niveau einpendeln wird. Die gute Zugänglichkeit aller Komponenten für Wartungs- und Reinigungsintervalle gewährleistet über Jahrzehnte, dass diese Ergebnisse auch dauerhaft sichergestellt werden können.
Erfolgreiche Investition in die Zukunft
Mit dem Erfolg im Sinne des Umwelt- und Gewässerschutzes und dem Verantwortungsbewusstsein des Unternehmens sehen die Standortverantwortlichen die Maßnahme als Leuchtturmprojekt. REMONDIS betrachtet den Umbau als gut angelegte Investition in die Zukunft, obwohl den behördlichen Vorgaben ja bereits zuvor entsprochen wurde. Gleichzeitig zeigt dieses Beispiel, dass es sich für bestmögliche Ergebnisse bei besonderen Anforderungen lohnt, über den Tellerrand hinaus zu schauen und Lösungen in Betracht zu ziehen, die jenseits bestehender Normen liegen.
Eingesetzte ENREGIS Systemkomponenten
- 1 St. Verteilschacht
- 7 St. Sedimentationsanlagen Vivo Pipe®
- 7 St. Behandlungsanlagen Vivo® Treat MR-F2 HT
- 73,5 t Hochleistungsfiltersubstrat Biocalith® MR-F2
- 2 St. Pumpenschacht
- 1 St. Probenentnahmeschacht
Beteiligte Unternehmen
- REMONDIS GmbH & Co. KG // Niederlassung Melsdorf
- ENREGIS GmbH
- Wilhelm Gnutzmann Inh. Dohrn & Eggers oHG
- UCL Umwelt Control Labor GmbH