Bei der Erschließung von Wohnstraßen haben Planer in der Regel zwei gegensätzliche Ziele zu verfolgen: Einerseits sollen die Flächen in der Lage sein, die erwarteten Verkehrsbelastungen aufzunehmen, ohne dass es zu Verschiebungen kommt, andererseits ist es gewünscht, dass Wohnstraßen den Anwohnern und Besuchern eine attraktive Aufenthaltsqualität bieten. Beide Aspekte – Design und Technik – stellen jedoch häufig einen Widerspruch dar. Reine Asphaltflächen sind zwar technisch durchaus praktikabel, optisch jedoch nicht immer reizvoll. Gepflasterte Flächen dagegen bringen mehr Atmosphäre, sind aber nicht immer geeignet, alle anfallenden Verkehrsbelastungen aufzunehmen. Ein häufiger Grund hierfür liegt in einer unsachgemäßen Verlegung ohne den DIN-gemäßen Fugenabstand. Ist die Fuge nicht richtig ausgeprägt, dann kommt es nicht zu einem dynamischen Lastabtrag zwischen den Steinen. Unter Belastung sind die Steine dann nicht in der Lage, die auftretenden Lasten auf die Nachbarsteine zu übertragen. Die Folge sind massive Schäden an den Pflasterflächen, die oft sehr aufwendig saniert werden müssen.
Um diese Probleme zu vermeiden, geht die Stadt Kelsterbach im hessischen Kreis Groß-Gerau jetzt mit dem Pflastersystem Combi-Connect des Betonsteinherstellers Pfenning aus Lampertheim einen neuen Weg. Beim Endausbau des Neubaugebiets Länger Weg im Südosten der Stadt kommen Pflastersteine zum Einsatz, die über einen werkseitig fixierten Fugenfüllstoff aus dem Material EPDM verfügen und somit systembedingt stets eine normgerechte Fuge garantieren. Schäden, die auf eine nicht lagerungsdichte Fuge zurückzuführen sind, sollen damit auch auf lange Sicht vermieden werden.
Es ist fast so etwas wie eine Ortschaft für sich, was da in den Neubaugebieten Länger Weg II und III seit einigen Jahren entsteht. Ein ruhiges Wohnviertel mit allen Wohnformen, mit viel Grün, für junge Familien und für Senioren. Auf dem insgesamt 28 Hektar großen Areal entstehen 350 Gebäude für mehr als 2000 Menschen. Als die Planungen für den zweiten Abschnitt des nördlichen und mittleren Teils des Baugebiets begannen, standen die Verantwortlichen der Stadt vor der Frage, welches Material sich am besten für die Befestigung des gut 7000 Quadratmeter umfassenden Straßenraums eignet. Diplom-Ingenieur Michael Anthes von der Stadt Kelsterbach erklärt die Maßnahme: „Aus optischen Gründen schied Asphalt für die Anliegerstraßen von vorneherein aus. Lediglich einige wenige Sammelstraßen wurden im Fahrbahnbereich mit Asphalt ausgebaut. Die restlichen Anliegerwege im Wohngebiet werden als verkehrsberuhigter Bereich mit Mischflächen ohne separate Gehwege und angehobene Bordanlagen ausgeführt. Die Straßenbreite beträgt knapp 5 bis 6 Meter in Pflasterbauweise mit einer mittig beziehungsweise exzentrisch angeordneten 30 Zentimeter breiten Entwässerungsrinne. Die Ent-wässerung der Anliegerwege erfolgt dabei über eine dreizeilige Pflasterrinne, die in Abschnitten von rund 3 Metern durch eine Sickerrinne mit Filtersubstrat unterbrochen wird beziehungsweise in die anschließenden Versickerungsmulden in den gebietseigenen Grünflächen. In den Sickerrinnen wird das anfallende Niederschlagswasser versickert und durch das integrierte Substrat gereinigt“, so Anthes.
Um den gesamten Raum großzügig wirken zu lassen, suchten die Planer einen optisch einheitlich wirkenden Belag für Fahrbahn und Gehwege. Pkw, Radfahrer und Fußgänger sollen sich hier sicher auf einer durchgängigen Pflasterfläche bewegen können. Belastet werden die Flächen durch den üblichen Anwohnerverkehr, aber auch durch Müllfahrzeuge und schwerere Baufahrzeuge, die noch abschließende Arbeiten im Baugebiet zu erledigen haben. Deshalb spielte auch das Thema Belastungsfähigkeit eine wichtige Rolle. Nachdem in einem ersten Teilbereich sowie auch in den vorangegangenen Bauabschnitten noch das Pflastersystem Combi-Stabil eingebaut wurde, fiel die Entscheidung für diesen Bauabschnitt auf das Combi-Connect-Pflastersystem von Beton Pfenning. Hier werden die Fugen nicht mit Sand oder Splitt, sondern mit dem Hochleistungsfugenfüllstoff EPDM (Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk) ausbildet. Nach Angaben des Herstellers handelt es sich hierbei um ein dynamisches Material, das sich sehr gut für einen maximalen Lastabtrag eignet. Die Steine sind bereits werkseitig damit ausgestattet. Gemäß der DIN 18318 ergeben sich stets normgerechte Fugenbreiten von zirka 4 Millimetern. Die EPDM-Fugen sind gut geeignet für einen maximalen Lastabtrag bis einschließlich Bk 3,2. Michael Anthes: „Der große Vorteil des Combi-Connect-Pflastersystems im Vergleich zu einem konventionellen Pflaster ist die wartungsfreie Fuge. Systembedingt kann hier einfach kein Splitt oder Sand aus den Fugen gespült werden. Der Einsatz von Kehr-Saug-Maschinen ist daher dabei völlig unbedenklich. Ebenso für uns sehr wichtig: Dadurch, dass die Pflasterflächen sofort nach dem Einbau befahrbar sind, konnte die Bauzeit hier deutlich verkürzt werden. Auch der Verarbeiter auf der Baustelle zeigt sich zufrieden: „Unsere Erfahrung zeigt immer wieder, dass sich der Belag sehr einfach und schnell verlegen lässt – Fehlerquellen beim Einsanden werden somit vermieden“, erklärt Jürgen Höf von der Strassing GmbH.
Ökologisch sei das Fugenmaterial EPDM unbedenklich, sagt der Hersteller, und zudem sehr gut recycelbar. Auch zeichnet es sich durch hohe Verschleißfestigkeit aus, denn es ist absolut frost- und tausalzresistent sowie temperaturbeständig zwischen minus 50 und plus 145 Grad. Ein weiterer Pluspunkt: Dank einzelner Profilstreifen, die von Hand in die Schnittkanten eingelegt werden können, steht bei diesem Pflastersystem auch einer Radienverlegung nichts im Wege. Im Rahmen einer Bemusterung einigten sich die Grundstückseigentümer auf den Farbton Muschelkalk. „Mit den Combi-Connect-Steinen im Format 30 mal 18 mal 10 Zentimeter, die hier im Ellenbogenverband eingebaut wurden, wirkt der Straßenraum sehr attraktiv“, erklärt Michael Anthes. „Da wir langfristig deutliche Einsparungen bei der Pflege der Flächen erwarten, fällt der höhere Preis des Pflasters kaum ins Gewicht.“