Das Deutsche Institut für Urbanistik (difu) hat untersucht, wie das Wohnen im Umland von Großstädten die städtischen Wohnungsmärkte entlasten kann. die im Auftrag des Verbändebündnis Wohnungsbau erstellte Studie bezieht die Auswirkungen auf Infrastrukturen mit ein und berücksichtigt mögliche Folgen der Corona-Pandemie für den Wohnungsbau.
Seit Jahren steigt der Druck auf die städtischen Wohnungsmärkte vor allem durch Zuzug in die Städte. Neben dem Neubau und der Verdichtung in den Kernstädten kann auch der Wohnungsbau im Umland zur Entspannung der Situation beitragen. Damit dieser Stadt-Umland-Ausgleich fair gelingen kann, müssen Chancen und Hindernisse frühzeitig erkannt werden.
Um die Entlastung der Städte durch Wohnungsbau im Umland nachhaltig zu gestalten, muss die Stadtregion als Ganzes profitieren. Ziel des Entlastungswohnungsbaus sind weniger Ein- und Zweifamilienhäuser, die im Rahmen traditioneller Suburbanisierungsprozesse gebaut werden. Stattdessen sollte der Wohnungsneubau dazu beitragen, lebendige Quartiere zu schaffen und so auch Vorteile für die bereits ansässige Bevölkerung zu erbringen.
Neubau im Umland ist vor allem dann wohnungspolitisch und städtebaulich sinnvoll, wenn bei der Planung auch die Infrastrukturen der öffentlichen Daseinsvorsorge berücksichtigt werden: Schulen, soziale Einrichtungen, Kulturangebote. Außerdem gilt es eine Zunahme des motorisierten Individualverkehrs durch das Pendeln zu vermeiden. Die oft bereits ausgelasteten städtischen Verkehrsnetze sollten stattdessen durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und anderer umweltverträglicher Verkehrsformen entlastet werden.
Die Auswirkungen der Pandemie auf den städtischen Wohnungsbau ordnet Difu-Wissenschaftlerin Ricarda Pätzold wie folgt ein: „Corona wird das Wohnungsproblem – beispielsweise durch die Umnutzung von Büroflächen als Wohnraum – nicht lösen, vielmehr kommen auf die Stadtregionen neue Herausforderungen zu. Eine Entlastung der Kernstädte kann – wie bereits zu beobachten – zu Preissteigerungen im Umland führen. Des Weiteren bedeutet die Integration des Arbeitens in die Wohnungen in der Regel eine Zunahme der Flächenbedarfe pro Kopf. Der Faktor der Wohnkosten wird damit die entscheidende Stellschraube bleiben.“
Difu-Institutsleiter Professor Dr. Carsten Kühl zeichnet bei seiner Einschätzung der Folgen ein ähnliches Bild: „Die Corona-Pandemie wird die Bedürfnisse auf dem Wohnungsmarkt verändern. Die Möglichkeit zu Homeoffice in den eigenen vier Wänden oder der Wunsch nach mehr Naherholungsflächen sind Beispiele hierfür.“ Doch Kühl betont auch, dass die Wohnraumfrage nicht nur durch den in der Pandemie veränderten Bedarf gelöst werden kann: „Es bleiben bereits vor der Pandemie bestehende Fragen offen. Diese betreffen vor allem die Verfügbarkeit und Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, die Kapazitäten im Baugewerbe und die Flächenverfügbarkeiten.“