Die Zukunft der Stadt ist eine Stadt für Menschen
Wie stellen Sie sich die Stadt der Zukunft vor? Was macht das Leben aus? Auf diese Fragen werden wir alle unterschiedliche Antworten finden. Eine Antwort jedoch wird uns verbinden – Städte sind Heimat. Sie sind Zuhause. Sie sind Orte für Menschen. Und so müssen wir sie auch denken. Mit diesem Blick müssen wir sie für die Zukunft aufstellen. Um die Zukunft der Städte zu gestalten, brauchen wir Experimentierfreude und Ideen. Wir brauchen Gestaltungsspielraum vor Ort. Wir brauchen Veränderung.
Staus, Klimawandel, Lärm- und Umweltbelastungen zeigen deutlich: Wir müssen endlich umsteuern in der Verkehrspolitik. Wer mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs ist, wer Bus und Bahn nutzt, schont das Klima. Auch die neuen Player im Markt, Scooter-Verleiher oder Pooling-Verkehre und Carsharing-Dienste, machen die Städte mobil. Der öffentliche Nahverkehr liefert den Löwenanteil. Um Bus und Bahn zu stärken, brauchen wir moderne Fahrzeuge, attraktive Verbindungen, flexible Preismodelle und Betriebssicherheit. Das Rückgrat einer nachhaltigen Mobilität bildet ein gut ausgebautes, leistungsstarkes Netz von Bussen und Bahnen.
Straßen und Plätze dürfen keine Parkplätze und Abstellflächen sein. Sie sind Lebens- und Erlebnisraum. Dabei ist der Mix das Ziel. Zentrale Aufgabe nach der Pandemie wird es sein, den öffentlichen Personennahverkehr zu stärken. Das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in Busse und Bahnen muss erneut gewonnen werden. Dazu gehört es auch, den öffentlichen Nahverkehr als Kern des Klimaschutzes auszubauen. Der Antriebswechsel und die Elektromobilität müssen vorangetrieben werden. Darüber hinaus müssen Städte in Modellprojekte moderner Mobilität investieren können. Digitalisierung und Vernetzung im Verkehr sind wichtige Themen. Digitale Vernetzung steigert die Attraktivität des öffentlichen Personenverkehrs. Auch eine klimaverträgliche und nachhaltige Logistik gehören dazu. Dafür brauchen die Städte mehr Handlungsspielräume vor Ort. Einer dieser Handlungsspielräume ist die eigenständige Festsetzung eines stadtverträglichen Geschwindigkeitsniveaus.
Viele Kommunen wollen das Ziel der Klimaneutralität schneller erreichen als bis zum Jahr 2050. Die Städte investieren in erneuerbare Energien und die energetische Gebäudesanierung. Sie versuchen, die Folgen des Klimawandels vor Ort zu mildern. Auch dafür brauchen sie Handlungsspielräume. Es braucht einen geeigneten Rechtsrahmen und eine ausreichende Finanzierung. Das geht nur im Verbund mit Bund und Ländern. Und mit Verhaltensänderungen bei uns allen. Klimaschädliches Verhalten muss einen höheren Preis haben. Die Städte unterstützen daher eine zeitnahe Anhebung des CO2- Preises auf mindestens 50 Euro pro Tonne Kohlendioxid – natürlich sozial gerecht ausgestaltet. Gleichzeitig müssen Einnahmen konsequent in den Klimaschutz gesteckt werden.
Staat und Gesellschaft werden den Klimaschutz weiter vorantreiben. Das wird eine enorme Herausforderung auch für die Städte. Proaktiver Klimaschutz und der Umbau zur klimaneutralen Stadt kosten in den nächsten Jahren viel Geld. Bund und Länder müssen nachlegen, um die kommunalen Herausforderungen in großem Umfang zu finanzieren. Die Kommunen investieren in den Bau und Betrieb von Gebäuden, Plätzen und Infrastrukturen. Das betrifft Schulen und Kindergärten, Theater, Bibliotheken, Sporthallen, Schwimmbäder, Straßen oder öffentliche Räume in den Stadtteilzentren und Innenstädten.
Städte zu gestalten bedeutet nicht allein, die Mobilität zu verändern oder Gebäude zu errichten. Städte sind Lebensraum für Generationen. Wir richten uns nach den Bedarfen der Menschen, die in ihnen leben. Die Zukunft der Stadt ist eine Stadt für Menschen. Das ist das Besondere der Stadt. Das macht die Stadt aus.
Helmut Dedy (Foto)
Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags