Wirtschaftsförderungen in den Städten fitmachen
Für Städte und Gemeinden und damit auch die lokale Wirtschaft wachsen die Anforderungen: Die notwendige sozial-ökologische Transformation der Gesellschaft müssen auch sie aktiv mitgestalten. Eine neue Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) zeigt, wie die Wirtschaftsförderungen der Kommunen ihre Innovationsfähigkeit stärken können, um ihre wichtige Promotoren- und Integrationsfunktion für die zukunftsorientierte Stadt- und Wirtschaftsentwicklung zu erfüllen.
Die Corona-Krise zeigt die Zerbrechlichkeit des globalen Wirtschaftssystems in seiner einseitigen Fokussierung auf Rendite und ökonomisches Wachstum durch Rationalisierung. Sie führt uns vor Augen, wie wichtig Krisenfestigkeit, Resilienz und Anpassungsfähigkeit sind, um die Zukunft dieser und künftiger Generationen zu sichern. Die Herausforderungen aus dem demografischen Wandel, der Digitalisierung sowie dem Klimawandel erfordern umfangreiche Anpassungen. All diese Megatrends wirken sich auch auf die lokale Ebene aus und werfen zentrale Fragen auf: Wie wirken sich die Megatrends auf regionale Wirtschaftsstrukturen und -prozesse aus? Und wie ist es zugleich um Innovationsfähigkeit und Innovationsnotwendigkeit der Wirtschaftsförderung vor Ort bestellt? Denn zukünftig werden sich auch die Wirtschaftsförderungen – viel stärker als bisher – an den Zielen einer nachhaltigen Entwicklung nach der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und an den Sustainable Development Goals (SDGs) orientieren müssen. Dabei gilt es, eine regional sowie global nachhaltige und krisenfeste Wertschöpfung zu ermöglichen, lokale beziehungsweise stadt(teil)bezogene Formen der Gemeinwohlökonomie als Beitrag zum Abbau sozialer Ungleichheiten zu fördern und Maßnahmen einer energieeffizienten und ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft als Teil einer leistungsfähigen Stadtentwicklung zu unterstützen.
„Die Wirtschaftsförderungen in den Kommunen müssen in diesem äußerst dynamischen Umfeld Zukunftsthemen berücksichtigen und zugleich die eigenen Organisationsstrukturen und Instrumentenkästen erneuern“, so Difu-Wissenschaftlerin Sandra Wagner-Endres, Projektleiterin der Studie. „Die Wirtschaftsförderung muss einen Rollenwechsel von einer reinen Serviceeinheit hin zu einer Institution vollziehen, die sich als Zukunftsgestalterin und zugleich als städtischer Netzwerkknoten versteht und dabei ‚Gestaltung mit Haltung‘ praktiziert“, ergänzt Dr. Henrik Scheller, Teamleiter Wirtschaft und Finanzen am Difu.
Vor diesem Hintergrund schlägt das Difu-Forschungsteam verschiedene Maßnahmen vor, die sich für eine umfassende Neuaufstellung der kommunalen Wirtschaftsförderung anbieten: Ein Kernteam, das die Verantwortung für zentrale Handlungsfelder hat (Bestandspflege, Gründungs- und Ansiedlungsförderung, Netzwerke und Cluster), wird weiterhin für die Organisationsstruktur einer „Wirtschaftsförderung der Zukunft“ als zielführend erachtet. Allerdings sollten hier die Tätigkeiten qualitativ noch stärker an Nachhaltigkeitsgesichtspunkten ausgerichtet werden. Für den Organisationsaufbau könnten flachere Hierarchien das prozessorientierte und agile Arbeiten unterstützen – flankiert durch fach- und bereichsübergreifende Ad-hoc-Teams für projektbezogene Aufgaben sowie Bottom-up-Initiativen der Mitarbeitenden.
Die Gemeinschaftsstudie enthält diverse Best-Practice-Beispiele aus Deutschland und dem europäischen Ausland und eignet sich als Instrumentenkasten für die praktische Arbeit der Wirtschaftsförderungen in Kommunen. Dabei gilt es, eine Auswahl aus den verschiedenen Optionen vorzunehmen, um die Maßnahmen auf die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort anzupassen.
Mit den besten Grüßen aus München – und passen Sie auf sich auf!
Florian Peter